Hallo,
Wieder ein kleiner bilderloser Eintrag, diesmal aus La Paz.
Aaaalso von Uyuni bin ich erstmal eine ultranervige Strasse nach Potosi gefahren. Ultranervig, weil eine Baustelle nach der anderen, was bedeutet, dass man dauernd duch irgendwelchen frisch aufgeschuetteten Schotter fahren muss, einmal war der sogar nass aufgetragen was an die Strecke nach San Juan erinnerte. Als die Baustellenstrecke vorbei war (ca 80km) wurde es dann aber nochmal richtig nett auf der alten Piste ueber die Berge. Potosi selbst war stark ernuechternd: Ein Molloechle mit steilen schlechten STrassen voller qualmender Minibusse und Stop-and-go Stadtverkehr. Schilder gibts in Bolivien so gut wie keine in den Orten. Ich fahre nach Sonnenstand, STrassenzustand und Gefuehl. Bin froh als ich wieder draussen bin.
Dafuer dann die positiv UEberraschung: Es gibt eine Asphaltstrasse nach Sucre! Ich kann es nach Tagen mal wieder etwas laufen lassen und bin nach kurzen 150km positiv ueberrascht von der kleinen gemuetlichen Hauptstadt des Landes. Ich parke mitten auf dem Plaza, suche mir ein Restaurant mit Tagesessen und haue mir erstmal richtig den Magen voll (Am Tag davor gabs nur ein sparsames Mittagessen, jetzt eine Art Zwiebelgulasch mit Salat und Beilagenbuffet *Mjam*). Die Stadt hat so ein relaxtes Ambiente, dass ich mir ernsthaft ueberlege ein bischen zu bleiben, aber Kirchen und Museen sind grad nicht so mein Ding und so fahr ich noch ein Stueckchen in den ABend.
Wieder genial: Eine unglaublich genial kurvige, gut asphaltierte STrasse fuehrt die ersten 90km in Richtung Cochabamba. Richtig schoen Passfahren mit an die 2000m Hoehenunterschied insgesamt, dann nett an einem Fluss entlang.
Nach der Bruecke ueber den Fluss ist es dann aber wieder vorbei mit schnell und ich fahre eine alte Piste, die auch Laune macht, da sie klein und holprig ist.
Schnell holt mich die Nacht ein und ich campiere ziemlich direkt an der Strasse zwischen ein paar Dornenbesaeten Baeumchen und Kandelaberkateen in Mamutformat.
Die paar LKW die in der Nacht vorbeifahren stoeren mich nicht. Zudem habe ich an der letzten Mautstation noch zwei Doesle Bier eingepackt. Wie angenehm mal wieder eine warme Nacht zu haben! HAtte bislang immer Frost und jetzt: 18 Grad war die geringste Temperatur im Zelt.
Am morgen noch eine schoene Ueberraschung zu unangenehmem Zeitpunkt: Waehrend ich gerade hinter ein paar Kakteen verschwunden bin fuehle ich mich ploetzlich beobachtet...und bemerke dass mich ein gruen-gelber Kolibri beobachtet. Immer wieder stellt er sich in andere "Luftecken" und kuckt mir zu. Unglaublich!! Und etwas peinlich
Ich fahre weiter die Piste, die sich ein paar zig Kilometer spaeter in eine Pflasterstrasse verwandelt. Erst denke ich das ist nur in dem Ort so, aber tatsaechlich ist die Strasse ueber 100km lang gepflastert mit runden Steinen - was eine Arbeit muss das gewesen sein!
Allerdings sind runde Pflastersteine auch nicht das allerfeinste wenn es um Passtrassen geht, aber ist schon ok, man muss halt immer aufpassen dass man in den Kurven nicht wegrutscht, dran denken dass auch immer mal wieder ein paar STeine fehlen ect.
Noch ca 70km weiter treffe ich auf die Hauptverbindungsstrasse von La Paz nach St Cruzund damit auf Asphalt.
20km in Richtung Cochabamba, dann verlasse ich den Luxus wieder um ueber eine weiter Pflasterstrasse nach Inkallaca zu fahren. Dort will ich mir wieder mal Inkaruinen anschaun.
Leider scheinen nicht allzuviele Turisten diesen Weg auf sich zu nehmen, sonst waere er vielleicht nicht so verwahlost. Der Pflasterweg wird steiler, zwischen den Fahrspuren auf dem Pflaster bluehende Vegetation und am Berg entlang immer wieder kleine Bachdurchfahrten und dort fehlt die STrasse oft, ist nur Matsch.
Schlimmer ist es kurz vor den Ruinen. Eine Bachdurchfahrt ist so tief, dass ich den Grund nicht sehen kann, die Stroemung ist nicht wild, aber auch nicht ohne.
Was ich nicht sehen konnte waren die grossen sTeine am Flussgrund. Die waren auch prompt mein Verhaengnis. Vorne gegen so ein Ding gestossen und hinten von einem gerutscht - oder irgend so muss es gewesen sein. Na ja, sie gingbaden.
Natuerlich Mittendrin. Das Wasser geht mir an die Knie, in die Schuhe...ist aber nicht extrem kalt.
Ich packe mal wieder ab und zerre sie muehsam in die Hoehe. Klasse, der Kupplungshebel ist am Gelenk abgebrochen.
Ich muss erstmal verschnaufen, weiss ja dass sie eh nicht gleich wieder anspringt und verbringe ein paar Minuten damit 20kg Steine aus der Furt zu hiefen.
Dann habe ich meinen Spass mit ankicken und schliesslich mit dem Rausfahren aus dem Bach mit ohne Kupplung.
Es tut einen Ruck...muss ich ignorieren..bin draussen, stelle ab und mache Schadensbegutachtung.
Kupplungshaebel hab ich dabei,der ist in 2 Minuten gewechselt, aber der Ruck war doof: Ein Gepaeckband hat sich um die Hinterachse gewickelt und ist gerissen - leider dabei auch eine Gepaecktragerhalterung.
Erstmal ausziehen, trockenlegen, wieder aufpacken. Der Gepaecktraeger wird mit meinen Reservebaendern noch etwas fixiert.
Die Ruinen waren den Weg eigentlich nicht wirklich wert, aber faszinierend dort ist ein 30m hoher Wasserfall in einer Schlucht. Sein Sprizwasser versorgt unmengen an "Lamettaschmarotzern" an ein paar riesigen Baeumen mit Lebensenergie und die verleihen dem Ort, der mal kurz 20Grad kaelter zu sein scheint eine ganz gespenstische Atmosphaere.
Auf dem Rueckweg bammel ich nicht lang vor dem Bach und dank meiner Raeumungsaktion ist es auch kein Ding mehr durchzukommen. Hoffentlich kommen noch ein paar Biker in den Genuss.
Laut Karte fahre ich eine aehnlich gute/wichtige STrasse weiter in einen Ort der Markt haben soll. Leider taugt die Reise-Know-how-Karte von Bolivien so viel wie die vom Iran: nicht viel. Im Ort muss ich nach dem WEg fragen, versichere mich auch dass da nicht zu viel "Agua en la carretera" ist

und fahre schliesslich einen Feldweg ein Tal entlang. ISt ja noch nicht schlimm, aber dieser Feldweg biegt bald ab und fuehrt hinauf in die Berge. Haette ich gewusst, dass ich einen Pass mit locker 500-1000m Hoehenunterschied auf schlechtestem WEg machen muss, haette ich doch den kleinen Umweg ueber den Asphalt genommen. WEit und breit ist kein Mensch und die Rinnen und Ausspuelungen des Regenwassers in jeder Haarnadelkurve sind echt kein Spass mehr, vor allem wenn es mehrere hintereinander sind. Mein armes Federbein
Ganz oben schliesslich wieder Pflasterstrasse. War denn das ganze Land mal gepflastert gewesen?
Will in dem Marktflecken in ein Hostal, denn aus meinem Louis-Packsack troepfelt es seit Stunden bestaendig. Aber da gibt es schlichtweg NIX.
Ein ganzes Stueck ausserhalb finde ich einen brachliegenden Acker mit Dornenbueschen und Baeumen. Dort schlage ich mein LAger auf und mache wieder eine unliebsame Entdeckung: Sowohl der Louis-Pakcsack ist seuchnass und damit Zelt und Isomatte, als auch der ach so waterproofe Ortlieb Packsack und damit leider auch der Schlafsack. Meine Klamotten sind in Tueten drin und habens trocken ueberlebt. Leider reichen die nicht um darin schlafenzu koennen - ich bin wieder oben (ca 3500m) es ist wieder kalt nachts.
Gottseidank ist mein Ajungilak trotz naesse noch eine gute Isolierung und ich schlafe halbwegs warm und am naechsten Morgen breite ich saemtliche HAbseeligkeiten auf den Dornenbuschen aus zum trocken. Auch die eine Box ist voll WAsser.
GEgen Mittag endlich fahre ich in den Moloch Cochabamba um meinen Gepaecktraeger richten zu lassen. Auf der Pflasterfahrt muss durch die Mangelde Halterung auch noch der Rahmen der Boxhalterung gebrochen sein. Jetzt suche ich eine WErkstatt mit Schweissgeraet.
Ich habe glueck und finde einen aeusserst talentierten Meister der normalerweise LKW richtet. 3 STunden werkeln wir rum, bis sogar die Box ausgebeult ist (die Beule war schon ein Jahr alt

). Das kostet dann ganze 30 Bolivianos ( ca 4 Euro). Keine Touris-keine Verarsche.
Ich will noch zu anderen Ruinen ( Inkaracay) fahren, aber da ich die nicht gut finde und mir nicht zusagt, dass ich so viele besoffene oder anderweitig bedroehnte Leute treffe, will ich lieber noch ein STueck raus - weg von der Gigastadt.
Mir kommt dabei ein Polizist in die Quere. ER haelt mich an und fordert herrisch: Fuehrerschein! Ich geb ihm meinen schweinchenrosa Schein. Er ist nicht zufrieden, wird ziemlich laut. Ich versteh ja nix
Dann geb ich ihm doch den Internationalen und sage dass das sie Uebersetzung sei. Er ist sichtlich zufrieden, dennoch muss ich mit in sein Buero. ER quakt mich voll dass es hier gefaehrlich sei: Kokain! Gerade die Ruinen zu denen ich wollte laegen direkt vor einem ANbaugebiet: Muy periculoso! Die wuerden einen Gringo vom Moped schiessen. ER bringt was zu trinken, gibt mir Tips fuer meine Reise nach Peru: Ich solle Machu Pichu anschaun. Will meine Karte sehen, ich soll mal rutschen auf der Couch...langsam stimmt es mich maechtig bedenklich. Ich beginne einzupacken, sage ich will jetzt da ich weiss dass es hier sooo gefaehrlich ist ganz schnell nach La Paz fahren. Und siehe da er laesst mich freundlcih laechelnd ziehen. Seltsame Begegnung!
Kaum hab ich richtig Gas gegeben, sehe ich ein Thermalbad. Ich versuche mein Glueck und kann zwar nciht baden (Wasser wird erst in der NAcht zum Samstag eingelassen) aber guenstig uebernachten und es gibt Abendessen (Fisch) und Fruehstueck dazu ud mal wieder eine Cervesa am Abend. Ich verbringe den abend Waeschewaschend.
Samstag fahre ich los nach Oruro, ca 200km Asphalt. In der Naehe gibt es Felszeichnungen! Ich fahre mal wieder 100km Umweg bis ich die nicht ausgeschilderten Bilder finde. Zig mal hab ich gefagt, bin das letzte STueck wieder wilde Feldwege gefahren...und dann ist da ein Gefaengniszaun drumrum und abgeschlossen. ICh bin vielleicht stinkig. Wut hilft: Ich finde einen Durchschlupf im Zaun und kann so doch die Bilder sehen. Sieht in etwa so aus wie wenn ich versuche Lamas zu malen.
Ich fahre weiter richtung La Paz. Mache in der Umgebung einer Kleinstadt Lager ind er am naechsten Tag Markt ist, da ich endlich shoppen will, damit der Souvenirdruck weg ist.
In dieser Nacht meldet sich Montezuma (der Fisch!!!!??)und es tun mir alle Gelenke weh.
Der Markt ist interessant und ich bin beeindrucht wie gelassen und friedlich es in dem ganzen Wirrwarr ist. Auch freut mich dass ich die ganz normalen Preise bekomme.
Fuer 25Bolivianos (3,50 Euros) bekomme ich eine Uhr "made in CHina, da das Wasser meinen langjaehrigen treuen Wecker ermordet hat. Muezen aus Alpaka kosten 9 Bolivianos (etwa ein Euro), Kaeseempanadas 1 Boliviano.
Allerdings rebelliert mein Kreislauf und ich mach mich lieber auf den Weg zum Titicacasee und zu den Ruinen von Tiahuanaco (Unesco-WEltkulturerbe). Durch El Alto, das Armenviertel von La Paz komme ich erfreulich gut durch, obwohl es mal wieder keine Schilder gibt.
An den Ruinen wieder der Schock: Turistenpreise. 80 Bolivianos kostet der Eintritt. Ich schleppe mich durch ein unterkuehltes Keramikmuseum (alles natuerlich nur auf Spanisch beschriftet, deshalb muessen die ETranjeros auch mehr zahlen), gehe in eine Steinmuseum, in dem in fuenf Raeumen dann doch nur eine einzige STele steht, und dann durch die Tempelanlagen, die irgendwie aussehen wie eine vom Schwaebischen Albverein restaurierte Burg. Ob das so autentisch ist? Am besten sind noch die Figuren mit den Gravuren.
Mir geht es immer schlechter und ich kaufe mir eine 2l Flasche Cola Quina und suche ein Hostal. Man sollte denken, dass es das hier gibt. NIX!
Wie ueberracht der Kellner des Restaurants war als ich ihn nach einem Zimmer fragte! Ich musste ihm das Schild seines Restaurants zeigen auf dem deutlich HOTEL stand: Achselzucken. Muss lange her sein.
Ich fahre zum See, an den man aber wegen eines Schilfguertels nicht ganz ran kommt. Zwischen grasenden Kuehen stelle ich am Nachmittag mein Lager auf und beginne die Cola-VitaminC-Therapie.
Heute geht es mir wieder gut. Allerdings hab ich keine Bolivieanos mehr. STatt gleich aufzubrechen zu der "gefaherlichsten STrasse der Welt" in die Yungas, muss ich mittenrein nach La Paz um Geld zu wechseln.
Ich erreiche das Zentrum, erahne Banken, NAch langem gestaue geht die XT aus, ich will ankicken und....wo isser denn?
NA toll, der Kickstarter kommt nicht mehr zurueck.
Immerhin blieb sie genau vor der unscheinbaren Turistinformation stehen. Die sagten mir wo ich wechsln kann und riefen dann einen ABschleppwagen.
La Paz ist ein Megaluxusort in einem armen Land. Alles kostet hier das dreifache, sogar meine Kaesempanadas. Der Abschlepper will 150 Bolivioanos, nimmt dann aber die 100 die ich ihm hinstrecke.
Nun steht meine XT im ersten Stock eines Hondahaendlers (der selber ne alte Kawa faehrt). Der sagt das TEil hat er nicht, gibt es auch nicht. "Antigua!". Er will schon den Totenschein ausstellen.
Ist mir schon klar dass das nicht einfach wird, aber was soll ich machen?
Erstmal bin ich in ner Werkstatt. Jetzt wird augemacht, reingekuckt und dann MUSS was gefunden werden.
Na ja, erstmal muss ich die Mittagspause abwarten. Sie machen hier zwei Stunden Pause...jetzt wisst ihr also warum ihr so viel lesen musstet. ICh muss ja die Zeit rumbringen.
Tips zum Problem bitte in "WEkstatt" wo ich einen Fred aufmachen werde.
Gruesse aus den Schrauberferien
vom Stollentroll