Freudiges Erwachen

Hier gehört alles rein, was nicht in die anderen Bretter passt. Wie Fragen zum Board, Kritik, Lob, Wünsche, Anmerkungen, Weltschmerz ...
Benutzeravatar
XTFRO
XT-Forums-Guru
XT-Forums-Guru
Beiträge: 1196
Registriert: Do Sep 18, 2014 12:46
Wohnort: Rüsselsheim am Main

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon XTFRO » Fr Jun 05, 2015 12:30

Hallo Theo!

Tatsächlich fällt Dein Schreibstil hier im Forum schon merklich aus dem üblichen Rahmen, man könnte ihn durchaus als poetisch und vor allem auch episch dimensioniert einordnen!? Aber was soll daran falsch sein, es ist ja wirklich niemand gezwungen, Texte zu lesen, die nicht gefallen! Für mein Empfinden drückst Du da einfach Deinen Spaß und natürlich auch Deinen verständlichen Stolz aus bezüglich dessen, womit Du ganz offenbar sehr gern so viel vergnügliche Zeit verbringst!
Zufällig musste ich gerade heute daran denken, wie verwunderlich es doch ist, dass man Dich so lange gewähren lässt und noch keiner deswegen moniert hat!? Und, zack, schon hat einer Gedanken gelesen und seine Kritiker-Pflicht wahrgenommen, zwar als 'Gaudi' deklariert, aber immerhin!

Ich wünsch Dir jedenfalls weiterhin viel Spaß bei Deinem Projekt – mit freundlichem Gruß!

Heinz

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Fr Jun 05, 2015 13:36

Danke Euch! Ist schon befremdlich - in Deutsch hatte ich immer eine Vier oder sogar Fünf!
In einem naturwissenschaftlichen Fach, welches für Technik u.a. die Basis bildet, übrigens auch...
Schönes WE
Theo
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
rei97
Fleißiger Forums-Guru
Fleißiger Forums-Guru
Beiträge: 4085
Registriert: So Jul 13, 2003 20:14
Wohnort: Denkendorf

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » Fr Jun 05, 2015 14:12

Also:
Da der Zweck die Mittel heiligt, versuche ich halt einen eher knappen nüchternen, manchmal kurzen Schreibstil. Das ist meiner halben Herkunft aus dem Versuchs-Ing-Milljöh geschuldet... die andere Hälfte waren Konstruktions-Zeichnungen und technische Beschreibungen. Alles nicht blumig, sondern oft fachlich und viefach abgekürzt, sonst hätte ich einen Goetherüffel bekommen, aber hier darf doch jeder schreiben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, Deutschnote hin oder her, solange der Inhalt erkennbar ist. Ich kenne viele Legastheniker, deren Texte oft verwunderlich, aber verstehbar sind. Auch das akzeptiere ich.
Regards
Rei97

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Jun 16, 2015 11:55

Das Blaubad ist den Stahlteilen gut bekommen, und beim Abholen der in neuem Glanz erstrahlenden Teile pazifischer Herkunft habe ich gleich eine XR mit eingeladen - der Nachwuchs muß langsam an die Materie herangeführt werden.

Glücklicherweise fehlten von den 864 in Auftrag gegebenen Teilen nur 12 Stück, das passiert halt mal bei Kleinteilen. Die 76er ist primär von dem Verlust nicht betroffen.

Parallel sind noch zwei Blechteile zur Schwärzung der Oberfläche mittels Sprühstrahl unterwegs, die irgendwann die aus dem Lager entliehenen Pendants ersetzen werden. Ich habe mir extra eine Kiste vorbereitet, in der ich die Spezialteile meiner 76er bis zur finalen Verwendung aufbewahre.

Es war nicht besonders aufregend, die hinteren Fußrasten zu montieren. Bei der Gelegenheit habe ich darauf geachtet, daß sie nicht herunterhängen wie Schweineohren, wenn sie ausgeklappt sind. Die Qualität der Originalteile ist um Welten besser als der Scheiß, den man für 10 oder 20 Öcken/Paar bekommt. Mit neuen Splinten und an der Schwinge montiert sind sie fast schon ein eyecatcher in dieser eher dunklen und schmuddeligen Ecke.

Das Nummernschild war bereits mit der Post eingetrudelt und für die Zufriedenheit der Dampfkesselprüfvereinmitarbeiter wurde eine stabile und - wie ich meine - optisch ansprechende Halterung gebaut. Die kleinen Buchstaben und Ziffern sind gewöhnungsbedürftig; es ist das erste "neue" Schild im Stall. Unauffällig bildet es den Abschluß des Fahrzeugs und ist sogar etwas schmaler als die Halterung am Rücklichtträger.

So nebenbei habe ich eine neue Bakterie befüllt und einige Minuten dem Zischen der chemischen Reaktion gelauscht. Das hatte eine beruhigende Wirkung.

Die Instrumente warten immer noch in ihrer Kiste und sind langsam genervt, daß sie bis zum Schluß warten müssen. Die Lackierung der Gehäuse hat leider etwas gelitten, so daß eine Revision der Revision fällig ist. Wenn es mich überkommt, zerlege ich sie noch einmal vollständig und verzinke die Grundträger...ich habe ja noch die recht ansehlichen 77er für`s Erste.

So, die Auspuffmontage nahte. Das heilige Blech fand mit äußerster Vorsicht montiert seinen vorgeschriebenen Platz in dem Gesamtwerk und rundet damit für mich erst das Bild einer 76er voll ab. Ohne diesen Auspuff sieht sie irgendwie kastriert aus, finde ich! Bei der Montage stellte ich fest, das ein M8-Gewinde im Rahmen die tragende Wirkung verloren hatte, was auch den bei der Demontage losen Endtopf und die vorbeiflutenden Gase erklärte. Mit einem kleinen Kunstgriff konnte ich das Malör beheben und nun sitzt alles wieder bombenfest.

Ein Blick über die bisherigen finanziellen Aufwände und die geleisteten Stunden dokumentieren eindrucksvoll, daß trotz verhaltenem Enthusiasmus viel zusammengekommen ist und sich die Frage der Wirtschaftlichkeit nicht stellt oder stellen sollte. Ich betrachte diese Arbeiten auch eher als meditative Entspannung und bin dankbar, daß ich bei solchen Projekten nicht jeden Euro zweimal umdrehen muß. Ich wünsche mir, die Nachwelt wird meine Bemühungen in irgendeiner Form anerkennen. Es dient halt u.a. dem Erhalt der klassischen Masse im motorisierten Zweiradbereich.

Der Termin der HU und der deutschen Erstzulassung naht.Bild
Zuletzt geändert von Theo am Mi Jun 17, 2015 7:08, insgesamt 1-mal geändert.
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
Mambu
XT-Forums-Guru
XT-Forums-Guru
Beiträge: 2319
Registriert: So Jun 01, 2003 10:55
Wohnort: Grießen

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Mambu » Di Jun 16, 2015 18:25

:) :D :mrgreen:

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mi Jun 17, 2015 7:24

Wer findet den 76er XT-Motor? (ist nicht schwer)
Ich denke, es wird verständlich, warum meine Projekte immer so lange dauern ... seufz.

Bild

Später kommen vielleicht noch ein paar Bilder der reifen Dame; die aktuellen sehen kacke aus und die kann ich jetzt nicht bringen. Echt nicht!

Gruß
Theo
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
Hiha
5000+ Club
5000+ Club
Beiträge: 6372
Registriert: Mo Jun 02, 2003 6:23
Wohnort: Neubiberg b. München

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Hiha » Mi Jun 17, 2015 8:00

So ein Saustall, überall flacken die Motoren rum. ;D

Gruß
Hans

Benutzeravatar
Dieter1969
Fleißiger Poster
Fleißiger Poster
Beiträge: 434
Registriert: Mi Feb 22, 2012 15:09
Wohnort: Freistadt OÖ

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Dieter1969 » Mi Jun 17, 2015 13:15

...gottseidank der gerade Kick dran somit geht`s auch im Finstern :-)
Schraubergruß
D.

Benutzeravatar
rei97
Fleißiger Forums-Guru
Fleißiger Forums-Guru
Beiträge: 4085
Registriert: So Jul 13, 2003 20:14
Wohnort: Denkendorf

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » Do Jun 18, 2015 16:03

Also:
So ein schönes Schau- Fenster hab ich nicht, aber mein Regal im trockenen Vorratskeller reicht mir auch. Derzeit ist es voll.
Bild
Regards
Rei97

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Jun 23, 2015 7:14

Ich war mal wieder im "Saustall", obwohl ich momentan recht wenig Zeit für meine heimliche Geliebte habe, denn es gibt noch andere Dinge im Leben, die erledigt werden wollen.
Nachdem ich parallel die XT für meinen Kumpel zum Laufen gebracht habe und auch dort die finalen Handgriffe für die Vollabnahme anstehen, widmete ich einen kleinen Teil der zur Verfügung stehenden Zeit der old lady.

Hier und da fanden sich noch ein paar Schräubchen, die ersetzt werden wollten. Der Rest der Elektrik wurde zusammengestöpselt und schlußendlich habe ich mich für die Montage der 77er-Instrumente entschlossen, um die 76er-Rundlinge in aller Ruhe zu vollenden. Ich hasse Zeitdruck! Der Vorteil der 77er liegt eindeutig in der km/h-Einteilung, wenn ich vor meinem geistigen Auge die Prozedur der Vollabnahme ablaufen lasse. Natürlich geht es auch mit einem Meilentacho, aber ich möchte so wenig Diskussionen wie möglich heraufbeschwören. Die Angriffsfläche ist mit der schlechten vorderen Bremse schon groß genug, finde ich.

Den Halteriemen habe ich auch schon aus der Kiste gepopelt. Mit montiertem Tank und der Sitzbank ist sie eigentlich reif für ein Foto. Es fehlen nur noch die Seitendeckel, aber die montiere ich erst nach endgültigem Anschluß der Batterie und Klärung der "Scharniergeschichte" für den Werkzeugboxdeckel.

Und dann? Ja - dann fehlt eigentlich nur noch der Probelauf, ob der Motor auch tut. Wenn ja, dann Einfahren der Motorteile und ab zur HU...

Aber diese Woche steht noch ein Konzert einer alternden Hardrockband in Berlin an und außerdem ist Kieler Woche (wie am Beginn vor zwei Jahren), da wird wohl nix gehen. Und heute bekommt noch die 125er ihren Stempel. Ich freu mich auf die satten 11PS und 10mkp, hihi.
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
rei97
Fleißiger Forums-Guru
Fleißiger Forums-Guru
Beiträge: 4085
Registriert: So Jul 13, 2003 20:14
Wohnort: Denkendorf

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » Di Jun 23, 2015 19:53

Also.
wasissesdenn das 125erle
Bülders...
Regards
Rei97

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mi Jun 24, 2015 7:19

@Helmut: guckst Du PN.


Gestern doch schon (böserweise) Probefahrt gemacht - konnt' nicht widerstehen! :)
Zum Glück nicht entdeckt worden...
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mi Jul 01, 2015 7:21

Ich wollte noch von meiner Probefahrt berichten, hab`s nicht geschafft. Das hole ich jetzt nach, um dem neugierigen Leserkreis weiteres Futter für synaptische Funktionen zu geben.

Nun, mit den üblichen Handgriffen wurde die Startprozedur vorbereitet. An der Vergasereinstellung habe ich nichts geändert. Wie so oft leckte der Benzinhahn beim ersten Betätigen nach langer Ruhezeit und der Raum erfüllte sich mit verdunstendem Brennstoff. Das nahm ich gar nicht wahr; konzentriert ging ich die Checkpunkte durch, um dann schließlich den Kicker auszuklappen. Die Spannung war groß!

Ein paar Mal leer durchgetreten - Ignition - und gekickt. Ein müdes Furzen quält sich aus der Endkappe des Silencers. Nervosität - nächster Versuch. Ah, dieser Furz klingt schon lebendiger. Hoffnung keimt auf. Ein weiterer Kick und der getaktete Verbrennungsprozeß kommt mit einer kontinuierlichen Serie in Gang. Sie läuft!

Die gelockerte Entlüftungsschraube wartet vibrierend bei 2-3tausend auf den hellbraunen Schmierstoff, und endlich drückt sich der Saft durch die Gewindegänge ins Freie. Bei der 76er läßt sich die Schraube entspannt eindrehen, weil der Krümmer nicht im Weg ist. Nach einer weiteren Minute gönnte ich dem Motor eine kurze Pause. Ich stand im Nebel der ausdünstenden Motor- und Auspufflacke, nach Luft ringend machte ich mich davon, um durchzulüften. Trotz relativ niedriger Temperaturen war mir aus mehreren Gründen heiß. ;-)

Irgendwo in meiner Vorrichtungskiste fand sich der durchbohrte M5-Gewindenippel, den ich mit einem zweifuffzich langen Schläuchlein an die Stelle der Entlüftungsschraube anschloß. Ein erneutes Starten ergab nach einigen Sekunden einen Anstieg der Ölsäule auf zwei Meter, Tendenz steigend. Hier brach ich die Messung ab, die Funktion der Ölpumpe war gegeben und die neue Abdichtung bewies durch den Test ihren Erfolg. Ich habe schon Motoren gehabt, wo nur schlappe 50cm Öldruck anstanden. Nicht gut!

Das Aggregat hing wie gewohnt gut am Gas und ich strebte die Probefahrt an, um Fahrwerk und Bremsen zu prüfen und der gebrauchten Nockenwelle und den Kipphebeln die Möglichkeit zu geben, sich miteinander anzufreunden. Ein kurzer Rundgang machte mich sicher, daß alle wichtigen Schrauben auch wirklich angezogen und an den entsprechenden Stellen die Sicherungssplinte vorhanden waren.

Ein wenig stolz schaute ich auf das ungestempelte Kennzeichen und dann ging es los. Das Einlegen des ersten Ganges war gefühlt sanfter, als ich es in Erinnerung hatte. Die Schaltung war einer der Prüfpunkte des Fahrtests, denn hier hatte ich chirurgisch eingegriffen.

Fortsetzung folgt in Kürze...
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Do Jul 02, 2015 11:29

Zunächst ging es über kleinste Straßen zum Warmfahren von Motor und Fahrer. Die orange bespitze Nadel der Drehzahl im Augenwinkel behaltend wand ich mich um die kleine Seenplatte, als Zielpunkt und für einen ersten Check hatte ich mir den Wohnort eines befreundeten Einzylinderfans ausgesucht. Die Hinterhand der alten "C" war gefühlt etwas schwammig, an der Vorderpartie hatte ich wieder dieses bekannte rhytmische Aufschwingen zwischen 75 und 100km/h, was auf längeren Fahrten nervig war.

Die manipulierte Schaltung funktionierte zwar nicht so butterweich wie bei einer ausgenudelten Maschine, aber doch deutlichst besser als vor dem Eingriff und das Einlegen des Leerlaufs konnte auch ohne anstrengendes Studium und endlose Versuche bewerkstelligt werden. Alles easy!

Die ersten 25km bis zu meinem Kumpel fuhr ich relativ verhalten und das Öl kam mit schlappen 60°C nicht in die Verlegenheit, seine Funktionen zu verlieren. Dafür war der schwarzgraue Hinterreifen etwas warm und fühlte sich auch schlaff an. Netterweise lieh mir mein Kumpel etwas gepresste Landluft, und aus den anfänglichen 0.5bar machte ich dann 2. 0punkt5 ist natürlich etwas wenig, kann man vielleicht beim Trial anwenden. Ein Grinsen im bärtigen Gesicht meines Gegenübers erzeugte bei mir einige Fragezeichen, und er deutete wissend mit dem Hinweis auf die anstehende Vollabnahme auf den voll profilierten, aber alten Bridgestonepneu. Weia!!!! Die rechte Reifenseite war außerhalb der Gummiquader eingerissen. Schlagartig hatte ich eine nicht gewollte Radwechselszene vor Augen. Zum Glück lag ein neu gummierter Speichling bereit - ich mußte es nur bis nach Hause schaffen.

Nach einem kurzen Rundumcheck fuhr ich wieder los und widmete mich dem langwelligen Drehzahlwechsel und der Funktion der Verzögerungseinrichtung. Die negative Beschleunigung empfand ich als hinten gut, vorne eher kacke! Na ja, das muß sich erst noch einschleifen (dachte ich). So fuhr ich abwechselnd bremsend und beschleunigend nach Hause. Wie erwartet, reagierte der etwas tickernde Motor ab mittleren Drehzahlen deutlich agiler. Aus Erfahrung wußte ich, daß man die breitbandige Nockenwelle im Fünften gut bis 7.500 1/min drehen kann und die Ventilfedern sind dafür auch ausgelegt worden. Mehr will ich auch nicht, meistens fährt man zwischen drei- und sechstausend. Da alles noch frisch war, wollte ich das lauernde Potential des alten Trieblings noch nicht ausreizen.

Die Vorderbremse wurde immer scheißer, da war Arbeit in Sicht. Nach insgesamt 50km stellte ich zu Hause angekommen den Motor ab und machte mir gleich eine Liste der Dinge, mit denen ich nicht zufrieden war. Und es waren viele Kleinigkeiten, die mich gehindert haben, die Eindrücke dieser ersten Fahrt spannungsfrei zu genießen.

Diesen elementaren Rausch, das Gefühl, mit der Maschine eins zu sein, wird sich wohl erst einstellen, wenn die Vollabnahme einen positiven Verlauf genommen hat und alles zu meiner Zufriedenheit beschraubt wurde. Ich fiebere dem Tag entgegen...
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus

Benutzeravatar
Theo
XT500-Online-Berater
XT500-Online-Berater
Beiträge: 571
Registriert: Di Feb 17, 2004 7:18
Wohnort: bei Kiel anne Ostsee

Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Jul 07, 2015 7:04

Zuerst nahm ich mich der vorderen Verzögerungsanlage an. Da ich mich kenne, weiß ich genau, daß ich die Bremse super gereinigt montiert und eingebaut habe. Bei Bremsen war und bin ich immer mädchenhaft pingelig. Was mich erwartete, schockierte mich allerdings. Ein schmieriger schwarzer Belag krönte die Beläge. Ich habe bis heute keine Erklärung dafür.

Ich habe erneut alles gereinigt und montiert und im heimischen Garten einen waghalsigen Bremsversuch bei Tempo 10km/h gemacht - in Badehose. Das Ergebnis hat mich nicht wirklich befriedigt, weil die Bremsbacken sich immer noch nicht besser anfühlten. Das erneute Zerlegen offerierte zwar ein relativ gleichmäßiges Tragbild, aber mein Vertrauen war dahingeschmolzen wie Softeis in der heißen Pfanne!

Ich wechselte auf einen anderen Hersteller (auch andere Farbe der Beläge) und machte weitere von Hoffnung erfüllte Versuche. Der Strebsame erreicht irgendwann sein Ziel und so wurde ich schließlich mit einer passablen Bremsleistung belohnt, die auch bei der HU Bestand haben müßte. (Trotzdem werde ich mir eine kpl. neue Garnitur inkl. des O-Bowdenzugs gönnen...). Mit Gebrauchtteilen ist irgendwann mal Feierabend, gelle.

Trotzdem möchte ich gerne wissen, warum die Bremse so schmierig war. Ein Arbeitsfehler?

Die Steuerkettenspannung war der nächste Punkt auf der Liste. Den handwarm aufgeschraubten Deckel in der Hand sah ich sofort, daß schon die ersten 50km den Spanner zu einer 1mm nach innen versetzten Position genötigt haben. Etwas überrascht, daß sich eine neue Steuerkette so schnell längt, stellte ich das schnell wieder ein.

Beim erneuten Einstellen der Ventile mußte ich mich selber ohrfeigen, da ich die Arretierungsschraube vom Drehzahlmesser nicht ordentlich festgezogen hatte, was der Motor mit dezenter Blutung quittierte und mich zu längerem Hantieren mit Saugpapier und Wattestäbchen veranlaßte. Man sollte nie an mehreren Sachen gleichzeitig schrauben, wenn man nicht das ultimative Gedächtnis hat.

Was mich noch störte, war der doch sehr weiche Hinterreifen, der ein unangehmes Geradeausfahrgefühl vermittelte. In den Kurven ging der Arsch weg und man hörte die Stollen schmatzen, aber das Gripniveau war sensationell. Für Trial oder Speedway bestimmt ein Topreifen, für die Straße eher nicht. Ein Wechsel war nicht ausgeschlossen, ich liebäugelte mit dem Heidenau.

Ein paar nicht erwähnenswerte Störungen wurden beseitigt und ich war bereit für die Prüfung durch einen "Sachverständigen". Und genau da fingen die Probleme erst an! :roll: :roll:
Erlaubt ist, was gefällt !
Si libet, licet! Aelius Spartianus


Zurück zu „Dies und das [off topic]“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Ahrefs [Bot] und 3 Gäste