Freudiges Erwachen

Hier gehört alles rein, was nicht in die anderen Bretter passt. Wie Fragen zum Board, Kritik, Lob, Wünsche, Anmerkungen, Weltschmerz ...
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Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Sep 03, 2013 9:13

... aber die Malkreide von meiner Tochter war perfekt. Wo lag der Kram noch rum? :?: Ach ja, oben im Carport. :idea: Jedenfalls vor fünf Jahren noch, ich wußte es genau, als wär`s gestern gewesen. Die Kreide war natürlich nicht mehr da - kacke! :( .....
LG
Theo

Ihr glaubt gar nicht, was gestern passiert ist:
ich habe beim Aufräumen die Sch...-Malkreide in einem Erdberrkörbchen gefunden!

Bin bis jetzt 2tkm gefahren und bis auf die etwas hakelige Leerlauffindung läuft sie wunderbar, sogar mit der originalen Ölleitung (die ich seit über fünfundzwanzig Jahren erstmalig wieder einsetze).

Vorerst ist die Saison aber für mich vorbei, ich habe für längere Zeit andere Projekte vor der Brust - schade!

LG
Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » So Sep 08, 2013 13:48

Also:
Jahrzehntelang hab ich auch mit dem teueren Silber rumgemacht, obwohl Tombakstangen (Neusilber) vieeeel billiger sind. Die lassen sich leider nicht mit dem Gasbrenner verarbeiten...schade!
Mini-Autogenschweißgeräte wie dieses:
http://www.youtube.com/watch?v=1XVT0H9_elE
im Baumarkt für ca 70€ oder auch in der Bucht.
http://www.ebay.de/itm/Autogen-Schweisg ... 3f28e98261
So eins habe ich mir vor Jahren zugelegt und damit geht Löten und Schweißen im Microbereich.
Der Vorteil:
Eine Rep am schrottigen SR BSM Puff mit Silber führte durch Verlust des Dämpfers im Schwarzwald zu einer Krawallheimfahrt mit Megafon. Dasselbe mit Tombak hielt ewig.
Regards
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Apr 21, 2015 7:08

Ich läute bald die nächste Phase ein.

Vorbereitet sind der neu kolorierte Satz Räder mit verzinkten Speichen, weitere originale und neu verzinkte Schrauben und versuchsweise ein WB-Tuning-Auspuff mit viel zu dickem Krümmer der Marke Supertrapp aus den Siebzigern (untenrum).

Desweiteren werden wohl endlich die originalen Instrumente fertig.

Als besonderes Leckerli kann ich mit einem überarbeiteten kleinen Zylinderkopf inkl. passendem Ventildeckel aufwarten. Näheres später! Die Getriebespaltung steht auch noch aus.

Beim Tank mache ich mir noch ein überarbeitetes Exemplar, der originale bleibt mit der Patina.

So geht langsam der "used look" für`s Erste flöten, kommt aber wieder, denn natürlich wird der Bock gefahren. Eine 76er sieht man eher selten auf der Straße - traut sich ja keiner.

LG
Theo

PS: suche noch eine Schaltwelle mit auf Vielzahn gesteckter Schaltkulisse (NICHT geschweißt) in gutem Zustand.
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Do Apr 30, 2015 10:01

Die profilierten O-Ringe sind montiert und so ganz neu sieht das immer wieder unheimlich toll aus.

Noch was Anderes: für die HU benötige ich noch die technischen daten aus dem Fz-Brief, insbesondere Leitung bei Drehzahl x und vmax.

Frage: Kann mir jemand den betreffenden Ausschnitt aus einem Fz-Brief (natürlich für 1E6-XXXXXX) mit 34PS per PN als Scan zusenden?

LG
Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon caferacer » Do Apr 30, 2015 11:03

Servus Theo,
unter dem Punkt XTechnik/Downloads hat es einen 76iger 1E6 Brief.
http://www.xt500.org/xtechnik/downloads ... -1976.html
LG
Thomas
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon matthse » Do Apr 30, 2015 13:04

Toller Beitrag Theo,

habe Ihn jetzt schon mindestens 2 mal komplett gelesen und erfreue mich sehr an Schreibstil und Tipps.
Vielleicht führst du sie mir ja mal vor, wenn ich mit meiner "G" vorbeikomme :D

Grüße
Nico

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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mo Mai 04, 2015 7:54

Servus Theo,
unter dem Punkt XTechnik/Downloads hat es einen 76iger 1E6 Brief.
http://www.xt500.org/xtechnik/downloads ... -1976.html
LG
Thomas

Thomas, danke für den Hinweis, das hilft schon etwas weiter.

Was noch fehlt, sind die evtl. anderen Geräuschwerte und die geänderte vmax (Höchstgeschwindigkeit). Das spart einen Vollgastest auf der Autobahn...

LG
Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mi Mai 06, 2015 23:01

Habe mich heute dem Ausbau des einzylindrigen Schüttelantriebs gewidmet und ihn schon teilzerlegt.
Morgen gibt's Bericht.
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Do Mai 07, 2015 11:24

Vorsichtig und fast ehrfürchtig gehe ich beim Auseinanderschrauben zu Werke, denn die alte Lady ist eine frühe 76er und so etwas bekommt man nicht alle Tage zum Handauflegen. Und zu ihrem 40. soll sie technisch und optisch eine gute Figur machen, obwohl sie sich jetzt schon nicht verstecken muß.
Stets steht eine Schar Bewunderer um sie herum, meistens mit digitalen Fratzenfallen ausgerüstet.

Ich erwäge, den in den Ritzen befindlichen californischen Staub vorsichtig aufzuklauben und in einem Tütchen zu erhalten (nee - nur Spaß!). Schließlich ist das Aggregat freigelegt, das 2.000km alte Öl aus den letzten zwei Jahren ist schon lange abgelaufen. Nebenbei dokumentiere ich fleißig digital das Demontieren, die weiße Coolpix erhält dabei einen gleichmäßig braunen Schmutzfilm.

Der betagte Motor verläßt nicht zum ersten mal den Rahmen, denn beim Kauf bemerkte ich schon durch das Kerzenloch, daß ein nagelneuer Kolben verbaut war. Es ist immer wieder spannend, was einen nach so langer (Lauf-)Zeit im Inneren erwartet.

Erwartungsvoll stemme ich die ausgeblutete Antriebseinheit auf meinen drehbaren Montagetisch und beginne wie immer an der Kupplungsseite. Kontaktgehäuse trocken und ölfrei, kein Gammel. Die Schrauben vom Kupplungsdeckel lösen sich gleichmäßig mit einem markanten "Knaaack". Da die Dichtung sehr fest klebt, greife ich zur bewährten Methode und spalte sie mit einer Teppichmesserklinge an zwei gegenüberliegenden Stellen und trenne schonend den schützenden Kupplungsdeckel vom Gehäuse und seinen empfindlichen Innereien.

Innen erwartet mich erstaunlich wenig Schlamm, aber auf allen Teilen dieser bräunliche Belag, von dem ich glaube, daß er durch Blow-by und/oder von zu lange gefahrenem Öl stammt. Die OT-Nase ist noch da, das Kickstarterblech noch heile und auch keine Kampfspuren an der hinteren Gehäuseseite, wo gerne mal die losen Blechteile ein Loch ins Gehäuse zaubern. Das Gehäuse hat erstaunlicherweise keine Nummern auf den beiden Hälften, sehe ich zum ersten Mal (nicht). Die Wellendichtringe erscheinen mir sehr hart und haben teilweise Anflüge von inkontinenz gehabt, also alle tauschen.

Nach der Demontage der Kupplungsdruckplatte stelle ich zum wiederholten Mal fest, daß die zentrale Kupplungsmutter nicht so wirklich fest sitzt. Was das heißt, wissen wir ja schon. Da ich wegen der schon früher angesprochenen Schwergängigkeit des Leerlaufeinlegens eh spalten möchte, mache ich das gleich mit. Die Schaltung war übrigens korrekt ausgerichtet, die Schaltwelle nicht krumm. Das Problem muß ein anderes sein!

Ich wende mich dem Bereich zu, der die Steuerung des Gaswechsels beinhaltet. Zunächst fällt auf, daß die Hutmutter neben der Zündkerze ihren Platz mit einem der vier Pendants getauscht hat, das sieht befremdlich aus. Außerdem fehlen alle U-Scheiben der M10-Muttern. Na, da kommt Hoffnung auf, was man noch so alles findet, gelle? Die Schrauben und Muttern sind für meinen Geschmack unglaublich fest angezogen - da hat es einer sehr gut gemeint. Trotzdem kann ich keinen einzigen Gewindeschaden feststellen und alle Schrauben sind nahezu ohne Rostansatz. California condition!

Der Einlaßkanal ist zum Glück unberührt und präsentiert sich zu meinem Entzücken mit jungfräulichem Charme. Jetzt wird es spannend, denn das Kipphebelgehäuse wird abgehoben. Das ist für mich immer ein so erhebender Moment wie es seinerzeit für Howard Carter war, als er den Deckel zu Tutenchamun`s Mumie öffnete.

Aufatmen - das sieht gut aus. Seidenmatt glänzend präsentieren sie die Nocken und die Gleitflächen der alten Chromkipphebel, lediglich die Einlaßseite weist einen leichten Schieflauf auf, der aber (noch) nicht beängstigend ist. Auf jeden Fall werden alle Teile vermessen, dokumentiert und dann der Zustand beurteilt.

Die Ventilschaftenden sind superglatt (selten), die Einstellschrauben mache ich lieber neu. Die Federn sind richtig herum eingebaut, kein Federteller gespalten oder rissig. Allerdings sehen die etwas kantiger aus, als ich sie sonst kenne. Neulich habe ich einen Motor eines Freundes repariert, da war auch so ein Teil bei. Nach dem Abheben des Zylinderkopfes schiessen mir Tränen der Freude ins Auge, denn Zylinderkopf und Kipphebelgehäuse haben die gleiche Nummer. Außerdem ist erfreulicherweise noch das 45mm Einlaßventil verbaut.

Soweit sieht das alles gut aus ... :ja:

... bis auf die Tatsache, daß jemand mit einem rotierenden Drahtstrubbel die alten Dichtungen entfernt hat. Ich werde alle Flächen abziehen bzw. überschleifen.

Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Dieter1969 » Fr Mai 08, 2015 6:15

Servus Theo,

Das lest sich so genussvoll dass ich sobald wie möglich auch wieder mal einen Motor zerlegen will.
Ich kanns kaum mehr erwarten :freude:

Gratuliere zum gesunden Motor, weiter so mit dem "Erwachen"

Schraubergruß aus OÖ.
Dieter

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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Fr Mai 08, 2015 7:32

Hallo Dieter,

danke für das Lob und den netten Schraubergruß. Wie ich sehe, wird viel gelesen.


Dann will ich mal fortfahren...

...gestern hatte ich wegen Bekleidung eines öffentlichen Amtes wenig Zeit, daher nur eine kurze Passage zum allgemeinen Befinden des geköpften Patienten.

Kipphebelgehäuse, Kipphebel und -achsen wurden gereinigt und mikrometergenau vermessen. Schon beim Ausbau der Achsen habe ich bemerkt, daß Spiel vorhanden ist. Wie erwartet ist eben dieses am EV-Trieb größer als beim AV und der Kipphebel leicht schief verschlissen, aber mit max. 5/100 Spiel ist das alles noch im tolerierbaren Bereich, ohne groß nacharbeiten zu müssen. Die Kombi kann so bestimmt noch 20-30tkm laufen. Bei über 30 vermessenen Kipphebelgehäusen nebst Einzelteilen bin ich mir da sehr sicher, und aufregend laut war der Ventilantrieb nicht.

Da ich andere Komponenten verbauen werde, lege ich Zylinderkopf und Kipphebelgehäuse mit allen Innereien unangetastet und eingeölt ins Lager. Dazu wie versprochen später mehr.

Die Sauerei mit den Dichtflächen hatte ich erwähnt, daher muß ich die Stehbolzen ziehen und den Zylinder an der Kopfdichtung überschleifen. Das empfiehlt sich schon deswegen, weil der neue Kopf ebenfalls geschliffen ist und ich Pfusch am Bau möglichst vermeide (schönen Gruß an die hervorragend ausgeführte österreichische Terrasse!!!). :)

Schauen wir noch kurz auf den Kolben, bevor der Bericht heute schließt. Den leichten Belag auf dem Boden entfernt und schon leuchtet mir eine Ziffernkombination entgegen, aus der ich messerscharf schließe, daß es kein Originalkolben ist. Kurz gegugelt und siehe da, es ist ein 88er Wiseco mit gewölbtem Kolbenboden und 10:1 Verdichtung. Nun ist mir klar, woher der Eindruck der hohen Kompression kam und warum das Teil u.a. so agil war.

Ich bin nicht so ein Freund von Schmiedekolben, und auch das vierte Übermaß ruft kein Freudenklatschen bei mir hervor. Angesichts des Gesamtzustandes der XT möchte ich behaupten, daß hier von 0-Maß oder erster Übergröße gleich auf das vierte Maß gebohrt wurde, weil der Kolben zufällig gerade zur Verfügung stand. Glücklicherweise hat die Laufbahn nicht die typischen (Wiseco-) Freßspuren auf 45° Versatz zu den Zylinderachsen. Bin gespannt, mit wieviel Spiel der Kolben eingepaßt wurde. Am WE wird gemessen!

Ach so, das Topend der Kurbelwelle ist voll bekupfert und masslich in der Toleranz und damit habe ich diese Baustelle umfahren. :ja:

LG
Theo
Zuletzt geändert von Theo am Di Mai 12, 2015 6:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Mo Mai 11, 2015 9:52

Eine Messung mit geprüftem Innenmikrometer (Kalibrierring) und Bügelmeßschraube (Endmaß) ergab ein Kolbenlaufspiel von 0,070-0,075mm. Bin mal gespannt, was der massive Vogel auf die Waage bringt.

Das Herausdrehen der Stehbolzen aus dem Zylinderfuß war ein Kraftakt. Ich mußte den Fuß lokal erhitzen und die Stehbolzen in den Schraubstock einspannen und am Zylinder drehen, bevor sie sich mit einem lauten Knack lösten. Auf diese Art habe ich die unschönen Macken der Gripzange vermieden. Zwei sind verrostet, ebenso wie die Buchsen und werden durch bessere ersetzt. Das Rauspopeln der Passbuchsen war - wie immer - ein großer Spaß. :( Letztlich ein Fall für die Mülltonne, aber ich habe ausreichend Ersatz.

Ich habe mir den Kupplungsdeckel noch einmal genauer angeschaut. Die Abdichtung des rechten Kurbelwellenstumpfes beunruhigte mich, weil ich die Dichtlippen der Wellendichtringes sehen konnte. Das kannte ich so nicht, (im bucheli mit den drei Nummern ist es auch verkehrt dargestellt). Also einen neuen einpressen! Ich fand einen weiteren Kupplungsdeckel im Lager, wo der WDR ebenfalls mit den Dichtlippen zur Motormitte zeigte. Da kann ich froh sein, daß der Dichtring wohl neu war und soviel Spannung hatte, daß die KW ausreichend versorgt wurde.

Kömmen wir zum Getriebe: augenscheinlich war ich wieder mal Erster! Nach ausgiebiger Säuberung des Blocks wurde selbiger mit dem Trennwerkzeug gespalten und ein erster Blick auf das Innere geworfen. Es war von vornherein klar: die Verlustscheibe, angekündigt durch die zu lose Zentralmutter, machte ihrem Nahmen alle Ehre und präsentierte sich zweiteilig und verformt. Damit nicht genug, denn die Verformung führte zu einem langsamen Abschleifen des Lagerkäfigs vom doppelreihigen Kupplungslager, so daß schon die Kugeln zu sehen waren. Nun ist mir nach über fuffzig Motoren auch endlich klar, auf welche Art genau der ominöse Lagertod seinen Verlauf nimmt. Ich schätze mal, daß nach weiteren 5.000km auch bei diesem Getriebe etwas passiert wäre. Es fällt der Rest der Verlustscheibe ab, dann folgen Teile des Lagerkäfigs, und der im Lager verbliebene Rest tötet die Kugeln und deren Laufbahn.

Glücklicherweise hatte ich noch ein intaktes Lager aus einem alten SR-Getriebe, welches ohne großen Aufwand eingebaut werden konnte. Die Verlustscheibe bleibt verlustig und wird natürlich nicht ersetzt. Somit hat sich die Spaltung schon gelohnt, obwohl man selbiges Lager auch von der Kupplungsseite wechseln kann. Aber ich wollte eh nach den Zahnrädern und der Schaltung schauen...

Die genaue Inspektion der Zahnräder und jedes einzelnen Zahnes ergab, daß genau nix Schlimmes zu finden war. Das sieht alles aus, als ob es noch nicht viele km(Meilen) gemacht hat. Die Schaltgabeln und ihre Führungen in den Zahnrädern ebenfalls tiptop, alle Schaltklauen vorhanden und ohne Beanstandung!
Die Schaltwalze schloß sich an die gute Beurteilung an. :)

Zufrieden reinigte ich den Getriebeblock von innen, um Schlamm und den braunen Belag loszuwerden. Die Kurbelwelle wurde ausgepreßt, wobei das KW-Lager limaseitig auf der KW blieb. Sicherheitshalber werde ich beide KW-Lager tauschen, deshalb habe ich es mit dem Feuerschlüssel und zwei Schraubendrehern entfernt. Ebenso das rechte Kugellager im Gehäuse, obwohl keine Beschädigung erkenn- oder spürbar war. Leider war es mir nicht vergönnt, den Stopfen aus der Kurbelwelle zu entfernen, um das Schleuderölreservoir zu reinigen. Auf Aufbohren hatte ich keine Lust.

Soweit die Demontage.

LG Theo

Edith hat das Kolbenlaufspiel doch noch korrigiert.
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » Di Mai 12, 2015 14:34

Also:
Wenn Du so viele Motore richtest, solltest Du Dir ein paar Kleinigkeiten gönnen.
Stehbolzenausdreher, z.B.
http://www.ebay.de/itm/STEHBOLZEN-AUSDR ... 2ebfb47b95
Wenn man das Rausdrehen auf einem leeren Block im Schraubstock macht, zerdrückt man den Zylinder nicht.
Trennmesser z.B.
http://www.ebay.de/itm/12-tlg-Lagerabzi ... 27ff3f155c
Das macht das Leben einfacher.

Den Stopfen auf der Kurbelwelle bekomme ich unterdessen immer raus, indem ich ein 1/4 Zoll Nuss mit SW5 reinschlage. Er muss vollkommen tief drin sein, sonst überdreht der Innensechskant.

Es gab 2 Einbaulagen für den Dichtring im Kupplungsdeckel.
Bei den Alten zeigt der Dichtring mit der Dichtlippe zur Kurbelwelle.
Es gibt keinen Clip.
Bei den Neueren, erkennbar an der Nut für den Clip, wird der Ring umgedreht verbaut und danach der Clip.

Zum Vermessen des Laufspiels:
Der Kolben wird unten am Hemd in Fahrtrichtung mit der Bügelmessschraube vermessen und dann wird die Bügelmessschraube fixiert. Die Bügelmesschraube wird eingespannt und damit die Innentasteruhr auf 0 gestellt. Mit dem Innentaster in die Mitte der Lauffläche in Fahrtrichtung das Abmass zu 0 messen...fettich.

Ersatz für Passbuchsen lässt sich günstig aus Edelstahlrohr nachbauen, so man Drehe hat.
Wenn die verrotteten Buchsen zicken, mit der Gripzange zusammenpressen und von unten mit dem Durchschläger raushauen.

Zum Thema Verlustscheibe:
Die sind fast alle geschädigt und meist dann auch die zweireihigen Lager.
Die einreihigen Lager haben genug Abstand zur Verlustscheibe und sind immer IO. Wenn man aber die Kupplung wegbaut, ohne zumindest unter das Lager zu schauen, rutscht der äussere Rest einseitig zwischen 1.Gang und Lager. Das hat in der Regel eine enorme Unwucht zur Folge...Man hat einen Rüttelbock.
Bilder zur Verlustscheibe:
Die Stadien
Bild
Das Lager:
Bild
eine Sammlung von 2009, inzwischen hab ich die 4 fache Menge:
Bild
Regards
Rei97

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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon Theo » Di Mai 12, 2015 15:02

Also:

Den Stopfen auf der Kurbelwelle bekomme ich unterdessen immer raus, indem ich ein 1/4 Zoll Nuss mit SW5 reinschlage. Er muss vollkommen tief drin sein, sonst überdreht der Innensechskant.

Es gab 2 Einbaulagen für den Dichtring im Kupplungsdeckel.
Bei den Alten zeigt der Dichtring mit der Dichtlippe zur Kurbelwelle.
Es gibt keinen Clip.
Bei den Neueren, erkennbar an der Nut für den Clip, wird der Ring umgedreht verbaut und danach der Clip.

Zum Thema Verlustscheibe:
Die sind fast alle geschädigt und meist dann auch die zweireihigen Lager.
Die einreihigen Lager haben genug Abstand zur Verlustscheibe und sind immer IO. Wenn man aber die Kupplung wegbaut, ohne zumindest unter das Lager zu schauen, rutscht der äussere Rest einseitig zwischen 1.Gang und Lager. Das hat in der Regel eine enorme Unwucht zur Folge...Man hat einen Rüttelbock.

Regards
Rei97
Hallo Helmut,

1. danke für die links.
2. Nuss mit SW5 habe ich wie von Dir geschrieben schon probiert - war diesmal nix!
3. die beiden Kupplungsdeckel sind "alte" ohne Clip. Trotzdem erschließt sich mir der Sinn nicht, warum ich den Dichtring anders herum einbauen muß/soll.
4. Das mit dem Rutschen des äußeren Restes vom Lager und der Unwucht habe ich noch nicht verstanden.

LG Theo
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Re: Freudiges Erwachen

Beitragvon rei97 » Di Mai 12, 2015 16:08

Also:
Du darfst das mit dem Dichtring gerne probieren, aber nehme den Motor dann so nicht in Betrieb, weil höchstwahrscheinlich je nach Lage die Schmierbohrung zu ist. Vom Maschinenbau ist die neue Lage besser, weil die Lippe auf der Druckseite ist. Yam hats halt so gemacht. Laufen tut das alte und das neue System, aber ähnliches ist bei den Ritzellagerdichtringen bei den nach 93er SRs zu sehen. Da hat man über den Dichtring einen Hosenträger gebaut, weil wohl die Angst bestand, dass der Dichtring rausgedrückt wird.
Das mit der Unwucht liegt daran, daß das Lager nicht mehr eben am 1. Gang anliegt und im Lagerspiel eiert. Die Kupplung macht das mit und schon hat man einen kleinen Schlag, mit hohem Gewicht und hoher Drehzahl und relativ großem Durchmesser. Bei einer betroffenen Person hat man im Rückspiegel nichts mehr gesehen und taube Finger bekommen.
Regards
Rei97


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