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Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Mo Jul 14, 2008 21:20
von Wühlmaus
Mal wieder geklaut...

Ausflug mit den "HOG" Freunden......
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Nur zwei Moppeds vor der Kneipe. Immerhin Harleys. Eine schöne FatBoy und eine mattschwarze Softtail-irgendwas. Die mit der Springergabel vorne. Lammfell auf der Sitzbank. War ja auch trocken heute...und überhaupt..wer es mag.
Meine V-Rod wirkte neben dem abgegriffenen Teil wie ein Apache-Kampfhubschrauber neben einem Doppeldecker.
Den neuen Braincap unterm Arm stürmte ich die Kneipe. ...18.00 Uhr hat mir Hellmut zweimal ausdrücklich eingeschärft....Pünktlich....wir sind immer pünktlich. Immer. Auch wenn wir Touren fahren. Ganz besonders dann.
Wir....das sind die "HOG" aus D. Die Kontaktadresse habe ich im Internet gefunden..nach längerer Suche. Jetzt wo ich meine sau teuren Screamin Eagle Tuningteile meiner schönen neuen V-Rod eingefahren hatte hielt es für angebracht mit anderen Harleyfans ein wenig im Rudel zu jagen. Immer nur einsamer Wolf ist auch nicht der Bringer....hin und wieder auch mal gemeinsam. Macht doch auch Spaß.

Der lange Typ hinten vor der Hinterzimmertür mußte Hellmut sein.
Lederlatzhose, Tourenstiefel......grauer Igel. Er schaute just im Moment auf seine Taschenuhr.....Taschenuhr???..Lederlatzhose mit Taschenuhr...echt abgefahren. Ein Riesending..diese Taschenuhr...orange-schwarzes Ziffernblatt, wie ich beim Näherkommen erkennen konnte. Mit langer fetter Kette...so einer Kette wie sie diese "Broadback-Mountain-Chopper-Typen" an ihren Kellnergeldbörsen tragen.
Er bemerkte mich... und bekam sofort einen Blick wie früher meine alte Deutschlehrerin (seelig) wenn sie mir mein Aufsatzheft zurückgab.
" 8 Minuten zu spät...bei ner Tour wären wir jetzt schon weg."
Ich stammelte irgendwas von... Ampeln ...und suchen...und so.
"Frank..." stellte er völlig korrekt fest. Er deutete in die hintere linke Hälfte des mit ca.20 Personen besetzten und damit leidlich gefüllten Hinterzimmers und befahl freundlich," ..dort neben Karin..ist noch ein Platz frei".
Kaaarrriiiin.....schon am Telefon hatte er mir erklärt dass auch einzelne Frauen zu den Harleyfreunden gehören würden. Einzelne Frauen!!!! Och, naja..meine in dieser Beziehung recht ausgeprägte Fantasie hatte schon ein Bestiarium besonderer Art vorsortiert. Solche Geschöpfe wie Gina Wild in einem hautengen Lederdress....oder.............Schluß jetzt!!!!
(gelegentlich schaut mir meine Lebensabschnittsgefährtin über die Schulter)
Nachdem ich mich freundlich umhernickend der guten Karin genähert hatte wurde mir schlagartig klar warum dort noch ein Stuhl frei war.
Das war quasi Karins Zweitstuhl. Genau genommen hätte sie beide Stühle besetzen können....gleichzeitig...und man hätte es auf den ersten Blick noch nicht einmal bemerkt.
Hellmut klopfte mit einem Kugelschreiber an eine halbleere Mineralwasserflasche und erklärte das heutige HOG-Treffen offiziell für eröffnet.
Die folgenden 20 Minuten erinnerten mich stark an die Jahreshauptversammlung irgendeines Verbandes zur "Pflege des Deutschen Kleingartens".
Pfiffig wie sie waren, die HOG-Feunde, hatten sie nämlich ein wunderschön gelegenes Grundstück an einem Fluß gepachtet.
Und nun ging es darum dort an Wochenenden lustige HOG-Bikerfeiern zu organisieren. Mußte natürlich noch entsprechend präpariert werden, das Grundstück. So mit Holzhaus, Wasser, Strom.....und was man alles so braucht. Is ja klar.
Gäääähhhhhhhnn.............Rudelb...[Quatsch]...Rudeljagen natürlich war meine Intention. Diese langhaarige schlanke Tante am anderen Tisch hatte meine ...wie schon bemerkt...ausgeprägte Fantasie...äähhmm ich meine natürlich...
Hartmut (wie ich später erfuhr) saß am Fenster neben mir und stieß mich an: " Deine Harley - die V-Rod da..?" Ich nickte, immer noch die langhaarige beobachtend.
"Hab auch eine....gleiches Modell" vertraute er mir an.
Na also, geht doch.
Hartmut starrte mich an wie ein Vampir einen Blutspender mit goldener
Ehrennadel. " Fährst du die Tour mit... am Samstag?" wollte er noch wissen.
"Warum nicht, mal sehen wie das hier so läuft" erwiderte ich.
Hellmut bat unüberhörbar um Ruhe.
"Wir können uns hier treffen, ich fahr dann vor. Ich kenne den Treffpunkt am Samstag.." flüsterte Hartmut. Dieser Blick-warum nur erinnerte mich dieser Hartmut an einen Junkie im Zentrallager von DocMorris?

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...Hellmut war zwischenzeitlich zum Ende seiner Vorlesung gelangt. Er erklärte den "offiziellen Teil" für beendet, und gedachte nun wohl zum fröhlichen überzugehen.
Alle klopften herzhaft auf den Tischen herum. Werner, ein ähnlicher Typ wie der legendäre "Alm Öhi"(der von Heidi), schwenkte ganz aufgeregt eine beschriftete CD über seinem grau-weißen Haupt herum.
"..Hier..die versprochenen letzten Bilder von der HOG-Dolomiten-Tour.." verkündete er, spannungsvoll wie die Lotto-Fee am Samstagabend die nachfolgende Ziehung. Fröhlich und völlig undiszipliniert sprangen einige der Freunde von ihren Stühlen um ihm die silberne Scheibe aus der haarigen Hand zu reißen.
Hellmut allerdings, in sich ruhend und gleichsam väterlich besonnen hatte mitgedacht. Er präsentierte stolz.......genau, einen Laptop.
Flugs, das Ding aufgeklappt (natürlich, ein riesen HOG-Logo prangte auf dem verkratzten Deckel) und rein mit dem Teil.
Nun begann die Dia-Show. Völlig aus dem Häuschen, und drängelnd wie in einer japanischen U-Bahn, versammelten sich die Harleyfreunde ziemlich nah um die Wunderkiste. Fast alle hatten plötzlich diverse Sehhilfen hervorgekramt und platzten fast vor Aufregung.
Was nun...quälend langsam...vor den angespannten Mienen der Anwesenden abwechselnd auf dem leuchtenden Display erschien...ihr könnt es euch vorstellen.
Genau....same procedure as every...
Immer die selben verkrampften HOG-Gesichter vor wechselnden Hintergründen. Mal mit, mal ohne Harley.
Erstaunlich oft mit diversen Speisen und Getränken in irgendwelchen Trattorias. Kauende glänzende Gesichter, trinkend...die ansehnlichen Bäuche streichelnd...und so weiter..usw.
Eeeendlos...Berge..Harley...Freunde. Immer und immer wieder.
Fast unbemerkt hatte ich mich an den anderen Tisch vorgearbeitet. Die Langhaarige , ihr erinnert euch.
Besagte..thronte...völlig unbeeindruckt von der spannenden Diashow... inmitten einer kleinen Gruppe einzelner Herren. Diese Experten lauschten dauerlächelnd der Schönheit zugewandt...ihren mit klarer, fester Stimme vorgetragenen Erörterungen.
Total emanzipiert..technisch versiert... überhaupt nicht zu beeindrucken....totzdem bei Bedarf..das Weibchen heraushängend.
Claudia, die technisch klar überlegene Harley-Fahrerin. Ich persönlich finde diesen Typ Frau.....vorsichtig ausgedrückt...unerotisch.
Offenbar war ich aber der Einzige der so dachte...schweigende, ungeteilte Aufmerksamkeit wurde ihr von ihren Zuhörern entgegengebracht.
Plötzlich lautes Gelächter.....Karin errötete und drehte sich mit einer Hand vor den Augen...weg vom Laptop.
Neugierig konnte ich eine kleine Bilderserie verfolgen..die mit unerbittlicher Genauigkeit...eine dem Michelin-Männchen ähnliche Figur auf einer alten Sportster zeigte. Bei dem verzweifelten Versuch... eine Kehre zu besiegen.
Der Versuch endete....auf dem Seitenstreifen. Das letzte Bild dieser Sequenz zeigte ein trauriges Michelin-Weibchen neben einer auf einem seiner beiden Fußrasten ruhenden alten Sportster.
Karin stampfte halb wütend, halb lachend mit einem Fuß auf den Boden. Reflexartig griff ich mit beiden Händen zu meinem Glas. Ich glaube das Bild mit dem röhrenden Hirschen hing jetzt ein wenig weiter... links herunter...oder?
" Schade, muß jetzt weg..." erklärte mir plötzlich Hartmut. " Also abgemacht, Samstagfrüh 7 Uhr hier vor der Tür...wir fahren dann zusammen...oder?" Irgendwie fast flehend dieser Blick. " Klar.." gab ich zurück. " 7 Uhr... am Samstag..also mitten in der Nacht, quasi.."
Hartmut eilte zur Tür, grußlos.
"Vergiß es nicht wieder, vollständige Schutzkleidung...!!!" rief ihm Hellmut noch hinterher.
Hoi..joi..joi... strenge Sitten hier. Ich starrte erschrocken aber heimlich auf meine Jeans.

Fortsetzung folgt





Gruß Wolfgang :mrgreen:

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Mo Jul 14, 2008 21:21
von Wühlmaus
Ausflug mit den "HOG-Freunden"........Teil 2

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....Kann ein Samstag der um 6 Uhr morgens beginnt, ein schöner Tag werden?

Kommt aufs Wetter an, und aufs Mopped. Beides war.. BESTENS.
Mit vollem Tank (ca.1,61 EUR pro Liter), 2.6 bar vorne und 2.8 bar hinten ritt ich auf der V-Rod zur Kneipe am Stadtrand.

Hartmut war bereits da. Er saß aufrecht auf seiner V-Rod, die ihrerseits auf dem Seitenständer ruhte. Hellmuts letzte Worte hatten ihn sichtlich erschüttert. Er trug eine von Tante Louises Bikerjeans, eine orange-schwarze Prolo-Textiljacke (mit Protektoren) sowie diese Biker-Cowboyhalbstiefel die letzte Woche bei Hein Gerippe im Ramschblatt abgebildet waren. Auf dem Kopf.....allerdings...ein weißer Helm mit "Skulls&Bones" Motiv. Na diese.. Totenschädel mit Knochen....Kiste.

Während ich seine V-Rod (eine silberne) umrundete blieb er weiter aufrecht sitzen. Mit dem Helm auf dem Schädel wirkte er wie jemand der gerade zum Henker umgeschult wurde, und nun in der Zeitung gelesen hat das die Todesstrafe abgeschafft werden soll.

Nach Warmkirchen sollte es gehen, soviel wußte ich bereits.
"Hörmal.." schlug ich vor "wir können doch durchs Grünbachtal fahren, und danach kurz auf die Bahn..und dann weisst Du doch hoffentlich wohin genau...?".

"..GRÜÜÜNBACHTAAAAL....jaaa..!!!" stieß er hervor. Diesen Blick kannte ich genau. Ihr kennt alle die Szene..in der Jack Nicholson mit der Feueraxt die Badezimmertür zertrümmert..und dann den Kopf durch das Loch steckt.
Dieser und genau dieser Gesichtsausdruck wurde hier sicherlich ungewollt aber dennoch perfekt reproduziert.
(Ich komm nur deshalb darauf weil Nicholson in "Shining" einen irren Schriftsteller gibt. Nur deshalb.)

" Ziemlich neu, deine Karre...schon richtig eingefahren?" fragte er doch irgendwie ängstlich unter dem offenen Visier heraus.

"Fuffzehnhundert Kilometer...war letzte Woche erst bei der 1000er Insp..." bemühte ich mich seine Ängste zu zerstreuen.

"Reicht...dann ist sie eingefahren" beschloß Hartmut abschließend.

Mit links klappte er sein Visier ein wenig herunter während die rechte Faust auf das Lenkerende fiel. Klack..und der Anlasser schickte die Kolben seiner V-Rod zur Arbeit.

Hektisch bestieg ich die Meine um es ihm gleichzutun.

Hartmut trat auf den linken Hebel, wippte mit dem gedrungenen Leib schnell nach vorne..leicht die Sitzbank verlassend wie ein Schwimmer beim Startsprung..und freudig brabbelnd hüpfte seine V-Rod über die Bordsteinkante auf die Straße. Mit einem kräftigen Ruck die Richtung korrigierend ...flitzte Hartmut los.

Nun..ich bin ja kein Kind von Traurigkeit. Und hin und wieder fahr ich in der Stadt auch schon mal...60..oder 70 oder so. Aber Hartmut....!!!!!

Zum Glück haben in den vergangenen Jahrzehnten öfter mal die Außendienstler von Sxxxxxx (die mit den kleinen schwarzen Aktenkoffern) unsere Bürgermeister besucht. Ampeln gab es jedenfalls reichlich auf der Strecke. Aber keinem Softwarespezialisten dieses Weltkonzerns wird es jemals gelingen eine "grüne Welle" für unseren Hartmut zu programmieren.
Sinnlos beschleunigen....unnötig stark bremsen...und als Ergebnis..ROTES LICHT. Naja....ich bemühte mich in einem fahrerlaubniserhaltenden Tempo dran zu bleiben.

Unser HOG-Rambo hatte seinen Soziusplatz für einen Stiletto Heckfender mit Solositz und diese überdimensionalen Butterbrotsäcke aufgegeben. Diese aufklappbaren Harley-Satteltaschen an selbstgeschweißten Heizungsrohrhaltern, fiel mir jetzt noch auf. Und mega dicke Straßenreifen trug seine Rod auf einer umgeschweißten Tellerfelge... Optik ist eben Geschmacksache... aber Hauptsache die Haare fliegen.

Irgendwann endete diese elende Ampelhopserei auf der inoffiziellen Beschleunigungsstrecke - Richtung Grünbachtal-.

Mein Vorschlag war natürlich nicht ganz frei von einer gewissen Heimtücke.
Das Grünbachtal ist meine ganz persönliche Reifendruck- und Screamin Eagle Race Stage 1 -Teststrecke. Schon immer.
Mehrere Kilometer gerade aus, garniert mit feinsten Wechselkurven. Leicht hügelig. Mit bestem Belag. Sogar 2-3 Kehren. Fast kein Verkehr. Keine Häuser. Keine Polizei.
Quarter Mile und Nordschleife-light. ....o.k..o.k...Extralight.

Triumph des Willens..hier erkennt meine V-Rod jeden Bremspunkt aus mühsamen Trainingsrunden selbständig wieder und unzählige schwarze Streifen zeugen von mir gewonnenen Beschleunigungsrennen.
Selbst der Franzose Eric Teboul (Motorrad-Weltrekord bei den NitrolympX) hätte hier ernsthafte Probleme meine V-Rod zu packen.

Ich hatte mich mit durchdrehendem Hinterreifen frech an Hartmut vorbeigemogelt und zog ordentlich am Kabel um meine Zeit für die Œ Meile noch einmal zu verbessern.

Doch was war das??? Gebückt und ....tatsächlich...Hangover auf einer V-Rod....Hartmut zog an mir vorbei und in die erste Kurve.. Knie und Packtaschen auf einer Höhe..Millimeter über dem Asphalt.

Wie der gute alte Zebulon aus der Dose...hüpfte der Totenschädel auf die andere Seite...und ebenfalls in gleicher Manier wie kurz zuvor...glitt er durch die nächste Kurve.

Fast  wenn es Funken schlägt, dann hilft auch ein 240er nicht unbedingt die Haftung zu bewahren.

Hartmut hingegen.... war von seiner Niederlage noch nicht ganz überzeugt, höchstens für Sekundenbruchteile leuchtete mal kurz sein Bremslicht auf.... was dann folgte war Kurvenflug in Perfektion.
Nie zuvor..und nie wieder danach..habe ich einen V-Rod-Treiber eine derart perfekte Linie durch die Wiese ziehen sehen. Eigentlich die ganz hohe Schule des Herrn Bruchpiloten. Die ganz hohe Schule.

Nachdem ich mich wieder beherrschen konnte und das Lachen verkneifen konnte, hab ich den Hartmut eingesammelt und geholfen die Wiese aus den Packtaschen zu räumen. Hartmut hatte wenigstens Humor und meinte lapidar: Die sind jetzt zwar kaputt, war aber ohnehin nur mit Pappkarton verstärktes Kunstleder... hab ich mir günstig bei eBay von Harlei-Hongkong besorgt. Nachdem die peinlichen Pappboxen im nächsten Altpapiercontainer entsorgt waren, machten wir uns weiter auf die Reise. Ich eingebremst durch hinter Büschen lauernden, mit neuster Phon- und Lasertechnologie ausgestatteten, Wegelagerern und einem immer wieder Spiegel und Bremshebeleinstellenden und Kopf schüttelnden Totenschädel ging es also gemütlicher weiter.

Unnatürlich wie mir nun schien, fast peinlich langsam und leise...schwebten wir dann gemeinsam auf dem Parkplatz ein....diesem Startpunkt der Samstagstour der HOG-Freunde. Die bereits zahlreich versammelt waren.
Hellmut schien uns bereits zu erwarten...........

Fortsetzung folgt


Gruß Wolfgang :mrgreen:

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Mo Jul 14, 2008 21:22
von Wühlmaus
Ausflug mit den "HOG-Freunden"........Teil 3

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Wie gesagt... Hellmut schien wirklich auf uns zu warten.

Der kam auch direkt mit gezückter Riesentaschenuhr angestampft und hielt dem immer noch mit dem Kopf wackelnden weißen Totenschädel die Uhr vor die Nase. Die riesen Kette an seiner Lederlatzhose drohte schon fast dem Hellmut die Gürtelschlaufe zu zerreißen. Was hann ich euch jesacht... eigentlich wären wir ja längs wech... ihr seid jenau 10 Minuten zu spät und alles wartet, wie immer, auf den Hartmut. Wie jesacht... 10 Minuten und wenn Du nicht die Grillwürste hättest, dann wären wir jetzt wech... langsam wechselte die Gesichtsfarbe vom Hellmut von dunkel rot zu violett... der weiße Totenschädel vor mir wackelte nicht mehr mit dem Kopf, sondern nickte nur noch ehrfurchtsvoll... genau wie die gesammelte HOG-Meute. So nach wenigen Sekunden, nickten alle im Takt mit Hellmuts Taschenuhr. Wenigstens haste deine Sicherheitskleidung an... fing Hellmut langsam an, wieder zur Farbe dunkelrot zu wechseln. Ich starrte wieder erschrocken auf meine Jeans.
Einen Moment hatte ich mich gefragt, ob Hellmut in seinen Packtaschen einen Defibrillator verstaut hat. Das ist so ein Ding, womit man den dicken Präsi wieder zum zappeln und damit vom Parkplatz weg bekommt. Nur einen kurzen Moment, da kam der Hellmut auch schon auf mich zugestampft... Frank? Klar, wer sonst – war ich beim letzten Mal geschminkt? Siehst du wat hier steht und tippt mit seinem dicken Daumen auf das Präsi-Schild.. Ich bin hier der Chef und der sacht dir... wir warten nicht noch mal 10 Minuten – beim nächsten Mal sind wir einfach wech... und wenn der Hartmut nicht die Grillwürste gehabt hätte, würdet ihr hier alleine stehen. Und überhaupt, wat is denn dat für ne Kiste? Dat is ja noch so eine Kasperharley... so ne V-Rod is doch keine Harley... die hört sich doch an wie mein Fön... kauf dich mal ne vernünftige... Alles nickt immer noch im Takt mit Hellmuts Taschenuhr.

Junge Junge... da werd ich gleich mal mit BigBore-Kit und Screamin Eagle Pötten überprüfen müssen, wie sicher dem Hellmuts Jacketkronen verankert sind. Hab ich mir so gedacht...

Bis der Präsi die Meute zum starten der Motoren aufforderte und bevor er von dannen stampfend noch rief... Frank, du fährst mit dem Hartmut janz hinten, hinter Karin her. Ich dachte einen Moment... Karin? Die mit den langen blonden... ach neee das war ja das Michelinmännchen. Quasi war ich eingekesselt. Vor mir Michelinmännchen mit suuuper Kurventechnik, hinter mir der – zum Glück - leicht angeschlagene Totenkopf-Rambo.

Der Hellmut war dann auch endlich an seinem Moped angekommen... fette E-Glide mit allem Zip und Zap... so mit fetten Koffern, überall Lampen, nem riesen Windschild und Radio, Sturzbügel so breit wie mein ganzes Moped lang, daran nochmals Fussrasten... will der Präsi im Spagat um die Kurven wuchten, hab ich noch gedacht...

bis der Hartmut mir von hinten gegen den Helm haut... hey pssst... wir haben ein Problem. Die Würste waren in den Packtaschen...

Oh Mann, wieso haben wir ein Problem? Sollte ich zurück zum Altpapiercontainer und die Würste aus dem Gras pulen?

Ging ja auch nicht mehr... der Hellmut tuckerte langsam los... zumindest bis zum Bordstein. Um dann zu merken, dass fettes Moped und kurze dicke Beine manchmal nicht ganz harmonieren. Lauter Knall und die fahrende Wohnzimmerwand setzte mit dem Rahmen auf der Bordsteinkante auf. Das Ding stand und der Präsi ruderte ein wenig hilflos, wie Kaspar im Kaspartheater vom Kindergarten, mit den Beinen.
Aber Hellmut wäre sicherlich nicht der Präsi, wenn er nicht jede Lage im Griff hat. Jungs was soll ich sagen... ich wäre in der Lage nicht auf die Idee gekommen, einfach mehr Gas zu geben um die Fuhre wieder zu befreien... also, wenn ich da mal Präsi bin, dann hilft mir jemand vom Bike und hebt die Fuhre vorsichtig auf die Strasse... nicht so Hellmut... der gab also Vollgas. Naja, gequalmt hat der Hinterradreifen mächtig... der Präsi weiß schon, wie er seine Jungs und Mädels unterhalten kann.
Allerdings, Hellmut hatte es wegen uns offenbar eilig, also fing Hellmut an, wie John Wayne beim Rodeo, in seinem Alcantara Harley Sattel vor und zurück zu wippen. Das war jetzt auch mal was für mich... langsam wurde mir Hellmut Wayne symphatisch... vor allem, nachdem sein qualmender Hinterradpneu richtig mit der Bordsteinplatte verzahnte und die E-Glide mit lautem „Born to be wild“ aus dem CD-Player auf dem Hinterrad von dannen stob... quasi ging der Gaul jetzt durch. Aber ohne Mr. Rodeo. Der lag auf dem Rücken, quasi da wo er vorher rumgewippt hat.

Hui jui jui... jetzt bloß nicht lachen... schließlich schlug ja gerade der Defibrillator mit dem Gaul auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Eiswagen ein.

Naja... da hatte der Hartmut und ich ja noch mal Glück gehabt – auf eine Wurst hatte der Hellmut sicherlich auch keinen Hunger mehr.



so kann´s gehn, Gruß Wolfgang :mrgreen:

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Di Jul 15, 2008 13:43
von Wolle aus Wesel
:lol: :applaus: :applaus: :lol:
wenn nicht geklaut dann würd ich sagen mach uns den Wallraf und erheiter uns mit noch mehr Anekdoten von den bösen Jungs
und wenn doch von jemand anderem, dann trotzdem besten Dank fürs posten
:lol: :lol: :lol:

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Mi Jul 16, 2008 12:33
von Memkafalamed
Mehr davon :lol:

Sowas mit Festfahren am Brodstein
hab ich auch schon erlebt :mrgreen: :

Pascal ( Sphera Fahrer mit Originallack etc. )
hatte beim Bäcker genau vorm Bordstein geparkt.
( das war beim Roller-Brötchen-hol-treff der klasse 10C )

Ca. 15 Min. Später sollte es dann mit allen zur Schule gehen,
und pascal dachte: " ich schieb nicht rückwärts,
ich fahre über den Bordstein"

Mit den kleinen Vesparädchen verankerter er sich dann
an der Bordsteinkannte ( vorderrad hochziehen is ja nicht nötig... ),
gab vollgas um weiterzukommen
und lag auf dem rücken, genau da wo die Sphera stand
Die Sphera lag 5m weiter auf der Seite :mrgreen: .

Aber es geht nocht weiter:
Mit einer Blauen Sphera die Spontan
Silberstreifchen bekommen hatte ging es zur Schule,
dort angekommen wollte Pascal ncoh einen Burn-Out
vorführen, ist ja cool...

Sphera auf den Ständer, Vollgas und hinterrad runter.
Diesmal lag sie in den Blumen von Hausmeisters Frau :lol:


Gruß Michael

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Mi Jul 16, 2008 13:11
von pointer
Aber dass das alles nur an den 10 Minuten Verspätung lag ist klar, ne? Machen den Anarcho ja immer ganz nervös, diese Unorganisierten ... Bild

Klasse! Der war auch mir neu

Grüsse, P.

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Fr Jul 18, 2008 20:41
von xtjack
Sehr schöner Bericht , bitte um Fortsetzung .......... 8)

ja , ja bei solch einer Truppe bin ich auch mal ab und an mitgefahren (HDDC) hieß der Verein , gut pingelich mit der Zeit waren die nie ( vor allem bei Kaffetrinken ) Aber dort hab ich mir endgültig das Kolonenfahren mit mehr als 5 Motorrädern abgewöhnt , das war wirklich gefährlich ....... :eek:

und es stimmt, die meisten Harleydriver haben immer die neuste Ausrüstung ob sie sie nun brauchen oder nich ............. ;D

Jack :wink:

Re: Ausflug der Harley Gruppe

Verfasst: Do Sep 18, 2008 21:06
von Wühlmaus
Teil 4

Wo bin ich stehn geblieben? Ach ja... beim Hellmut und der E-Glide, die im Eiswagen steckte. Den Hellmut sah man ja erstmal nur im Qualm von seinem Hinterradreifen verschwinden – war auch egal, denn die ganze HOG-Sippe guckte erschrocken zum Eiswagen, in dem nun die E-Glide vom Präsi steckte. Natürlich nicht richtig... die E-Glide steckte in einer Beule, denn schließlich war der VW-Transporter irgendwann in den 70er Jahren aus deutschem Krupp Stahl gedengelt und die Harley hatte ja nur amerikanischen Wald- & Wiesenstahl in Form von 2 Standrohren und ein Wenig Plastik entgegenzusetzen. Aber der CD-Player dudelte immer noch... zwar kein „Born to be wild“ mehr, sondern irgendwie hat das Ding auf WDR4 umgeschaltet und es ertönte... Ay Ay Ay Herr Kapitän von den Flippers - und da sag mal einer, so eine Harley hätte keinen Humor.

Wer definitiv keinen Humor zeigte, war der Eismann. Er war auch der erste, der dem Hellmut zu Hilfe kam und den jammernden Präsi erstmal in Vollnarkose versetzte. Ganz schön mutig. Wäre ich der Eismann gewesen, hätte ich den Präsi erstmal auf den Bauch gedreht und geschaut, welches Logo hinten prangt und dann entschieden, ob ich die Narkose einleite oder besser eine Runde Eisbecher mit Sahne an Alle ausgebe.

Na gut... Hellmut war also ruhig gestellt – und bei WDR 4 lief „Leben, lieben, träumen“ von Schnulzenstefanie Hertel.

So langsam wurde ich unruhig... die HOG Meute versammelte sich um den armen Hellmut – das Michelinmännchen verschwand mit dem Handy am Ohr zum Eiswagen und rief: Polizei und Rettungswagen kommt !!!

Quasi Aufbruchkommando für alle, die irgendwas nicht ganz TÜV-konformes am Moped angeschraubt hatten. Der erste, der weg war – Mr. Rambo Hartmut. Im ersten Moment hab ich gedacht, der holt noch die Würstchen, falls es länger dauert – aber neee... die machten sich alle auf den Weg. Bis auf Michelinmännchen und mich. Ok... ich war erledigt. Und ich musste dann doch mal schauen, ob dem Hellmut noch irgendwie zu helfen war – schließlich tat der mir doch leid, wie er da so wie ein Odobenus rosmarus – quasi Walroß Antje vom NDR nur als Mann – da auf der Bordsteinkante lag.
Wer sich jetzt ekelt... nenee... § 323c StGB „unterlassene Hilfeleistung“ hin oder her - der ist zum Glück von alleine Wach geworden. Und hat als erstes mich gesehen. Ich will jetzt keine weiteren Parallelen zum Tierreich ziehen – da sieht ja auch das Küken den Bauern als seine Mutti an und watschelt dann immer hinterher... aber irgendwie war ich jetzt der beste Kumpel vom Hellmut. Und damit ist eigentlich auch erklärt, warum das etwas länger mit der Fortsetzung gedauert hat. Ich hatte im Krankenhaus keinen Internetanschluß.

Nein, ich hab keins vom Hellmut auf die Zwölf bekommen... viel schlimmer. Dazu aber später. Die Polizei hat gute Arbeit geleistet. Hellmuts E-Glide wurde von der Feuerwehr aus dem Eiswagen gebrutzelt, dem Hellmut wurde von ner netten Notärztin kunstvoll die Nase verbunden - während dessen hat die Polizei meine Harley genaustens untersucht und nach einer Hörprobe sicher gestellt. Aber das war weniger lustig und ich lasse das Thema mal mit der Begründung: „schwebendes Verfahren“ mal unter den Tisch fallen.

Das Michelinmännchen hat wohl zwischenzeitlich die Frau vom Hellmut angerufen, die dann ziemlich schnell mit dem S-Klasse Daimler und nem riesen Motorradhänger um die Ecke gebogen kam. Die Feuerwehr war noch so nett und hat geholfen die E-Glide und die verstreuten Teile dort im beheizten Hänger einzuladen. Hinterher waren sie gar nicht mehr so nett, als sie mitgeholfen haben, meine V-Rod auf den windigen Abschlepper von der Polizei zu wuchten.

„Bärchen, Bärchen... wat machst du für Sachen“ trällerte die Olle vom Hellmut – irgendwie musste ich an Ingrid und Klaus von TV-Total denken – nur den Klaus in dicker... und mit Verband um die Nase.

Naja. die Olle vom Hellmut faselte dann mit dem Michelinmännchen noch irgendwas vom HOG-Women-Kaffeeklatsch und beide sind dann auf und davon.

Ich hätte gewarnt sein müssen !!!

Quasi ein aufgepumpter Cowboy von den Village People, dem sein Pferd krepiert ist und ich armer Cowboy, dem die Pferdediebe den Gaul geklaut hatten – aber wir hatten ja noch die Kutsche.

Langsam wurde es dunkel und nebelig – aber Hellmut war ja so gnädig, mich mitzunehmen.

Ich muß schon zugeben... so eine S-Klasse ist ja schon eine tolle Kiste – mit allem Zipp und Zapp... Massagefunktion im Knautschlackledersitz, Kühlschrank im Handschuhfach, tausend Knöppe an denen man rumspielen kann – ohne dass irgendwas passiert... und das Beste – gut im ersten Moment hab ich gedacht, der Hellmut hat nen Herzanfall – als er mit der Stirn auf dem Lenkrad mit ca. 160 km/h auf der Autobahn in die Nebelbank raste. Ich schwankte noch zwischen – Handbremse (da kam ich nicht ran) oder während der Fahrt aussteigen (war mir dann doch zu schnell) hörte ich Bärchen murmeln... hör das Schreien auf – ich muss mich auf mein Nachtsichtradar konzentrieren. Aha... Bärchen lebte also doch noch und war offensichtlich nur kurzsichtig.
Ich kann mich von da an, an nichts mehr erinnern... außer, dass der vorausschauende Brems-Assistent auf dem Gebiet der Unfallvermeidung wohl nicht mit Motorradanhänger bei 160 km/h getestet wurde.

Ok... Hellmut geht´s mittlerweile wieder gut – die Nase bedarf vielleicht mal den Künsten eines Schönheitschirurgen – mir geht’s auch wieder gut.

Ich bin jetzt Ehrenmitglied...

Nein – nicht bei der HOG (da hätte ich bezahlen müssen und wäre für die Würste zuständig gewesen) – sondern in der forensischen Psychatrie der Universitätsklinik Düsseldorf. Und hab jetzt wieder Internetzugang.


Gruß Wolfgang :mrgreen: