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1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Mo Mär 14, 2016 22:46
von hansa1600
Morgens um 20min. vor sechs....
raus kurze Runde mit dem Hund, der Blick fällt auf das Thermo, wouw 1° über Null. Also nochmal rein und Klamotten wechseln. In die lange Unterhose reinzwängen, Lederkombihose drüber. Dann der Nierengurt umgeschnallt und rein in die Thermohose. Das erste Bein flutscht durch, verflucht hat das zweite keine Öffnung am Ende? Fast falle ich auf den Stuhl beim Versuch hüpfend auf einem Bein meine Zehen an den Falten in der Thermohose vorbeizuschlängeln. Endlich sehe ich beide Füße wieder, zumindest die Socken. Nächster Akt Thermostiefel. Ich fühe mich wie das Michelinmännchen. Runter um die Schuhe zu binden ist eine Anstrengende Sache, ich sollte abnehmen oder die Schuhe als erstes anziehen. Wer ist eigentlich auf die Schnapsidee gekommen Schnürstiefel zu kaufen? Zu guter letzt noch den Halswärmer mit Sturmhaube. Richtig aufsetzten damit er beim Helm aufziehen nicht rutscht. Noch mein Täschchen und dann raus denn langsam wird es warm. Draußen wartet schon die Dicke. Koffer auf und Tasche rein, hoppla Schlüssel runter gefallen. Wieder dieses Michelingefühl. Handschuhe auf dem Lenker festgeklemmt. Benzinhahn auf. Rauf auf die Sitzbank. Der Ständer klappt hoch, quittiert seine Endlage mit einem lauten Klack. Griff links unter den Tank, Choke drücken. Schlüssel rein ins Schloß und Helm auf. Handschuhe, Ventilausheber, Zündung, Kickstarter, erster Tritt nada.... nochmal Ventilausheber, im Dunkeln die Position erfühlen zweiter Tritt und der Eintopf erwacht rappelnd zum Leben. Die Drehzahlmessernadel zeigt 2000 U/min, Vibrationen bestätigen es tut sich was da unten. Ich ziehe den Kupplungshebel, ein leichter Druck auf den Schalthebel und der erste Gang flutscht satt und kaum merklich rein. Leicht am Griff gedreht und sofort geht der Topf ans Werk. Lasse die Kupplung kommen und die Sache kommt ins rollen. Zuerst ganz verhalten, erstens ist das Kraftwerk da unten noch kalt und will sich erst einmal warmeiern, zweitens sind wir noch im Zivilisierten Wohnbereich der Dorfgemeinschaft. Dennoch habe ich nach Abschluss des eingeleiteten Schaltvorganges das Bedürfnis mein Handgelenk nach unten zu drücken um den Gasweg freizumachen. Kaum am Ortsende angelangt lässt sich der Drang nicht mehr stoppen und ich mache die Atemwege des Eintopfes zum ersten mal frei. Der Eintopf macht sich schnaufend ans Werk und versucht meinen Erwartungen gerecht zu werden. Die Gabel wird leicht und die Fuhre nimmt Fahrt auf. Die erste langgezogene Kurve zieht das Kraftwerk noch mit Gemischanreicherung durch, doch bei der ersten Gelegenheit, es geht nun Bergab greife ich rechts unter den Tank und drücke den Choke zu.
Nach der nächsten Ortschaft kommt eine lange leichte Steigung, hier zieht meine Dicke leichtfüßig hinauf und die anschließende doppel S-Kurve lässt sich in moderater Schräglage mit 1/3 Gas bewältigen. Außer mir ist kein Fahrzeug auf der Straße. Das gewundene Asphaltband schlängelt sich durch die flachen Hügel und ist auf Sichtweite verlassen und leer. Mein Weg kreuzt eine Bundesstraße, hier wird mal geschaut, links, rechts, soll ja schon mal einer gekommen sein. Heute ist es aber leer. Zügig schraube ich die Geschwindigkeit wieder in meinen Fahrbereich so um die kurz vor dreistellig.
Dann kommt noch einmal ein kleines Dorf. Hier biege ich ab auf einen offiziellen Schleichweg. Vorher noch eine 30er Zone, also Schleichfahrt beide E-Maschinen halbe Kraft - jawohl Herr Kaleu! Am Ortsende geht es steil Bergauf ein Wiesenweg mit seichten Kurven. Auf der Höhe vorbei an Spalierobstanlagen. Im Schiebebetreib den Berg hinab durch ein Wäldchen. Es riecht nach frisch geschlagenem Holz. Am Ende folgt eine Landstraße in einem ebenen Flußtal. Ab jetzt 24 km Ebene weitgezogene Kurven. Keine Ampel, keine Kreuzung nur Fahrweg. Mein Fuß sortiert das Räderwerk in den letzten Gang. Langsam ziehe ich das Gas auf. Die XT zerpflügt die kalte Morgenluft. Die Sonne blinzelt glutrot durch die Wipfel der Bäume. Vor mir ist die Straße noch leer. Mein Blick fällt auf den Tacho. Gaszufuhr drosseln. Freigabe für 4200 U/min. Das genügt, bloß nicht zu früh im Geschäft ankommen..........

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Mo Mär 14, 2016 23:32
von sixtyfour
Hey, schöne Momentaufnahme! Gut eingefangen!
Jetzt musst du uns nur noch mal schnell den Kern der Frage darlegen ...

Gruß, Markus

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Di Mär 15, 2016 0:13
von XTfant
:-)

Erinnert mich an längst vergangene Tage.

LG
Kirsten

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Di Mär 15, 2016 6:56
von Merry
Schön geschrieben. Aber unter 10°C hock ich mich nicht für ne Ausfahrt aufn Bock - eiserne Regel.

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Di Mär 15, 2016 10:20
von Bernhard
Schön geschrieben. Aber unter 10°C hock ich mich nicht für ne Ausfahrt aufn Bock - eiserne Regel.
Muschi...duck und weg... :D :D :D

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Di Mär 15, 2016 10:52
von UweD
Schöner Beitrag. Einiges kommt auch mir bekannt vor. Aber eben... früher. Heute muss ich das auch nicht mehr (so oft) haben. Und solange Salz und Salzlake auf dem Asphalt darauf lauern, lustige chemische Spielchen am Zweirad zu inszenieren, bleiben meine Schätze in der Garage.
Der Thermo-Strampelanzug ist längst entsorgt, der Textilanzug muss für eine Ausfahrt bei ungemütlichen Temperaturen aber sonnigem Wetter reichen. Genuss statt Muss :-)
Aber wie der alte Lateiner schon sagte: suum cuique :)
Cheers
Uwe

Re: 1°C geht es nur mir so?

Verfasst: Di Mär 15, 2016 11:48
von Merry
Schön geschrieben. Aber unter 10°C hock ich mich nicht für ne Ausfahrt aufn Bock - eiserne Regel.
Muschi...duck und weg... :D :D :D
Einfach zu gefährlich mit meiner Mörderbremse. :wink: