So, da bin ich wieder! Meine Lütte hatte heute Einschulung in die Fünfte, da war der Fokus natürlich nicht so sehr bei der Reisegeschichte. Außerdem muß ich seit Montag wieder den Rücken beugen. Nu aba ...
...am nächsten Tag schlafe ich erst mal richtig gemütlich bis acht, und danach geht`s mit der geschlossenen Kabine in die Stadt, um richtig heftig für den Abend einzukaufen. Ich genieße es zutiefst, chauffiert zu werden, und staune über die gewaltigen Ausmaße meines umgebauten Lieblingsdiscounters in Boras. Allein die Süßwarenabteilung ist größer als HD, Yamaha und BMW meiner Heimatstadt zusammen. Also, früher war das die Gesamtgröße von dem Laden (na, das war jetzt etwas übertrieben).
Mit einem leichten Brummen wie von einem Hochleistungstrafo ziehe ich wie ferngesteuert meine Bahn durch den Laden. Die Augen treten aus dem Kopf und gleichen den Strandbällen aus der Spielzeugabteilung. Wie durch einen Nebel dringen die Lautsprecheransagen in schwedischer Sprache an die Filamente im Ohr und erzeugen Sprachsignale, die irgendwo im Gehirn beim Übersetzungsversuch steckenbleiben und elendig verenden.
Ich lege apathisch 'ne Wurst und ein Brot sowie eine Rolle Kekse in den Einkaufswagen.
Wow, alles so elektronisch hier. Einkaufswagen mit Warenscannern, die die Rechnung für die Kasse vorbereiten, abgesichert durch personal codes, Überall Handscanner zur Preisfindung (ok, gibt`s in D auch), an den Kassen Münzeinwurf für's Hartgeld, damit die Kassiererin sich damit nicht abplagen muß, die Belegschaft zu 50% behandschuht, usw.
Bin froh, als wir mit unserem Eis in der Hand auf dem Parkplatz stehen und das dagegen technisch minderwertige, aber einfach zu bedienende Fahrzeug eines schwedischen Manufacteurs mit den Riesentüten beladen.
Wieder zurück schnappe ich mir den jüngeren der beiden Hunde, der einen etwas lebhafteren Eindruck als der Alte macht und mir geeignet für eine Joggingrunde scheint. Schnell umgezogen und die Leine in die Hand genommen, um den Hund anzuspannen. Das ist extrem, superextrem schwierig, denn der quirlige Vierbeiner gebärdet sich vor Freude wie toll. Schließlich bekommen wir das Ungeheuer gebändigt und vorsichtig öffne ich die Haustür.
Der Hund wittert seine Chance und preßt mit aller Gewalt seine spitze Nase wie einen Spaltkeil in den Türspalt und hebelt diese auf. Der Hund ist schon draußen, während ich verdutzt dastehe und es gerade noch schaffe, mich quer durch die Tür zu quetschen, um nicht von der Zugkraft des Hundes schon am Ausgang zerschmettert zu werden. Was für ein Auftakt! Wir fliegen über die Auffahrt auf die Straße zu und es gelingt mir tatsächlich mit einem waghalsigen Sprung, den Hund in die richtige Richtung zu lenken. Die ersten zwei km sind die Hölle für mich. Meine sonst gemächliche Warmlaufzeit gleicht einem Sprint am Ende eines 10-Meilen-Rennens, und das noch bergauf.
Ich japse nach Luft, der Köter zieht immer noch. Ich muß erst mal pinkeln und nutze die Zwangspause zum Puls einbremsen. Dann geht es weiter. Ah - der Quirl paßt sich meinem Tempo an. Die folgenden km sind Entspannung pur - das Viech läuft fast bei Fuß. Feuchter Tannennadelduft findet den Weg in mein aufgeblähtes Riechorgan, meine Augen suchen forschend die bekannte Umgebung nach Veränderungen ab, während die Beine wie automatisiert ihre gleichmäßigen Bewegungen absolvieren. Ich bin jetzt eingelaufen (nein, nicht die Größe).
Die letzen zwei km erwartet mich eine Überraschung - aus dem Köter geht die Luft raus. Will heißen, er läßt sich jetzt von mir ziehen! Schlappmeier.
Zu Hause angekommen verzieht er sich auf seine Decke und der andere schaut mich fragend an. Oh nööö, nicht noch eine Runde. Sein Herrchen meinte, ich hätte für die Strecke lieber den Alten nehmen sollen, der ist zäher und gleichmäßiger beim Laufen. Ist halt wie bei uns: die Jungen haben die Kraft, die Alten die Ausdauer und Erfahrung.
Abends gibt's dann das Familienfest, zu dem ich eingeladen bin, und ich gehe voll wie ein Amtmann zu Bett, was sich noch bitter rächen sollte...
