Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

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ingo
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Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon ingo » Mi Dez 08, 2010 15:44

Hallo Leute!

Das hier habe ich per Mail erhalten:
Ich bin bis vor ein paar Wochen auch immer von Oelkohle zwischen Ventil und Sitz ausgegangen, habe jetzt aber einen (wie ich meine) wesentlich wahrscheinlicheren Grund gefunden. Wenn die Maschine laengere Zeit gestanden hat, hat sich das Oel aus den Lagerungen der
Kipphebelwelle(n) verabschiedet. Wenn man nun versucht anzutreten, kann es passieren, dass sich die Wellen leicht in ihren Sitzen verschieben wenn Oeldruck aufgebaut wird. Dann laeuft der Kipphebel auf einem Teil der Welle, der noch nicht eingelaufen ist und das Ventilspiel aendert sich. Das kann genug sein, dass das Ventil sich nicht mehr richtig schliesst. Folge: keine Kompression!
Nach einigen Minuten Treterei, ist wieder genug Oel da und die Welle schiebt sich in die richtige Position, Kompression ist wieder da und alles ist gut.
Abhilfe: Neue Kipphebelwellen und/oder eine genuegend starke Feder der richtigen Laenge zwischen die Steigleitungsschraube und die Welle. Die Feder haelt die Welle in der richtigen Position, auch wenn das Oel weg ist.

Man kann das auch einfach testen: Wenn beim naechsten mal die Kompression weg ist, Ventilspiel kontrollieren. Jetzt bloss nicht nachstellen, denn wenn wieder genug Oel da ist, verschiebt sich die Welle wieder und nun hat man viel zu viel Ventilspiel.
Kann das angehen? Die Theorie mit der Ölkohle hat mich ja ehrlich gesagt noch nie so richtig überzeugt...

Ingo

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Frank M
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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Frank M » Mi Dez 08, 2010 15:52

glaube ich eher nicht. Die Kipphebelachsen sind bei den meisten XTs nicht im Deckel arretiert und können sich drehen. Deshalb verschleißt auch die Achs-Lagerung im Deckel und nicht die Achse. Nicht arretierte und eingelaufene Kipphebelachsen habe ich bei XTs noch nicht gesehen.

Der Effekt mit dem selbstständig verstellenden Ventilspiel entsteht eher durch die axiale Verschiebung der Achse in den noch nicht verschlissenen Bereich der Bohrung im Deckel. Kann man an einem ausgeleierten und wirklich ölfrei gemachten Deckel schön prüfen. Schiebt man die Achse über die normale Einbauposition weiter durch, ist der halbmondförmige Luftspalt plötzlich weg.

caferacer
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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon caferacer » Mi Dez 08, 2010 16:41

Gesetz dem Fall die Theorie stimmt, dürfte bei keiner XT mit arretierten Kipphebelachsen - sei es nun ab Werk, oder nachträglich per Madenschrauben gesichtert - dieses Phänomen auftreten (vernünftig schließende/dichtende Ventile vorausgesetzt). Oder?
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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Torsten » Mi Dez 08, 2010 17:16

...Neue Kipphebelwellen und/oder eine genuegend starke Feder der richtigen Laenge zwischen die Steigleitungsschraube und die Welle....
Das hoert sich sehr nach einem wunderlichen Werbespruch an.
(Es ist eine Achse und keine Welle.)

Have A Nice Day
Torsten

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Mr. Polish » Mi Dez 08, 2010 17:41

Selbst wenn die Kipphebelachse sich verschieben würde (was ich nicht glaube), müsste das ganze noch immer gegen den Druck der Ventilfedern arbeiten, um das Ventil ein bischen aufzudrücken (glaub ich noch viel weniger).
Gruss, Fabi
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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Hiha » Mi Dez 08, 2010 19:19

Nein, ist völlig haltlos. Die Ölkohletheorie ist mehrfach praktisch nachgewiesen,
und Kompressionsverlust kann allenfalls noch durch Ölkohle zwischen Schaft und Führungsbohrung verursacht werden.

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Gruß
Hans

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon sCHLOMOMANDEL » Mi Dez 08, 2010 21:10

hallo...

Alle Theorie ist grau ..

oder schwarz wie Ölkohle in diesem Fall.

hab auch vor ein paar wochen nen motor deswegen zerlegt-das Ventil sah genau SO aus wie vom Hiha.

Ventil nachfräsen+schleifen lassen -gut isses wieder.

und wenn eh öl verbrannt wird- dann gibt auch Ölkohle.

Phänomen tritt oft bei Motoren mit ereignisorientierter Wartung auf .

bei Motoren die vor einiger Zeit mal gemacht wurden , ist bei mir dieses Phänomen noch nicht aufgetreten.

Kostja
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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon markus » Do Dez 09, 2010 0:20

Hallo.
Hier mal eine Theorie von mir.
Stimmt nicht ganz. Ist mehr von einem meiner Kumpels.
Habe die Probleme nämlich auch. Sowohl an der XT als ach an der SR. Beide mit hoher Laufleistung.
Konisch verschlissener Zylinder. Unten etwas weiter als oben richtung Zylinderkopf.
Dazu bei längerem Stllstand, anklebende Kolbenringe.
Steht der Kolben im abgestellten auf ungefähr OT, dann werden die Ringe wegen des etwas engeren Zylinderdurchmessers mehr zusammengedrückt. Dort kleben sie dann durch längere Standzeit an. Kickt man nun die Mühle an, bewegt sich der Kolben nach unten. Die verklebten Ringe dichten unten aber nicht richtig ab, da der Zylinder ja unten weiter ist. Bei der anschließenden Aufwärtsbewegung des Kolbens geht dann die Kompression zum größten Teil flöten. Wenn der Kolben dann mehrmals bewegt wurde, lockern sich die Ringe irgendwann und die Kompression ist wieder da.
So weit die graue Theorie.
Nun zur Praxis.
Ich kicke bei menen Schätzchen seit ca. einem Jahr immer nach dem Abstellen des Motors (natürlich nur wenn ich weis das sie länger stehen werden) die Kolben in Richtung UT. Seit ich das praktiziere habe ich immer Kompression. Auch wenn die Mühlen mehrere Monate nicht gelaufen sind.
Einfach selbst mal testen.

Markus

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Frank M » Do Dez 09, 2010 0:39

ich mach's genau umgekehrt und kicke den Kolben vor längerer Standzeit auf Verdichtung, damit die Ventile geschlossen sind und der Brennraum vor Luftfeuchtigkeit geschützt ist. Das Problem mit der fehlender Kompression tritt nur bei meinem "daily runner" in ganz unregelmäßigen Abständen auf und auch nur wenn ich dieses Procedere nicht mache. :nixweiss:

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon Hiha » Do Dez 09, 2010 6:34

Ich machs auch wie der Frank, Kolben nach oben. Aber auch nur, wenn ich zufällig dran denke.

Wenn Ringe "kleben", dann ist der Hund aber schon ziemlich verwest... Die Kleben nämlich nicht, sondern sind von Ölkohle so dermaßen in die Nuten eingekleistert, dass sie sich nicht mehr bewegen können. Folge kann ein abgebrannter Kolben sein, wenn man dann damit mal länger als 5min Vollgas fährt.

Nochwas:
Der Zylinder verschleißt nicht in der MItte (Fassförmig), sondern an den Totpunkten, besonders am Oberen (Vasenförmig). Sollte das mal anders sein, möcht ich ein Messprotokoll sehen, damit ichs glaube. Wenn er unten stärker verschlissen sein sollte als oben (konisch) dann hat er vorher schon was ghabt...

Gruß
Hans

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon markus » Do Dez 09, 2010 23:22

Hy Hans.
Wie gesagt, es ist nur eine Theorie.
Mag sein das das Problem einen anderen Grund hat. Es tritt zumindest nicht mehr auf wenn ich dem Kolben unten pausieren lasse.


Markus

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Re: Mangelnde Kompression beim Antreten: Neue Theorie

Beitragvon motorang » Fr Dez 10, 2010 6:33

Der Torsten (Dieselross) ist in einer Motorinstandsetzungsbude am Schrauben und kennt das Phänomen auch von anderen Motoren. Seine Erklärung klingt auch gut:
Mit dem Problem Auslassventil mußte ich auch schon kämpfen, ging aber immer ohne Demontage (zum Glück) Das Problem hat nicht direkt mit der Schmierung zu tun. Auf den Ventilführungen sitzen ja Ventilschaftdichtungen, die wenn sie in Ordnung sind, den Motorölaustritt in die Ventilführung unterbinden.Geringste Mengen gelangen jedoch immer durch die auf und ab Bewegungen in die Ventilführung.Das ist so gewollt und dient der begrenzten Schmierung des Ventils. Nach lang andauernden Fahrten und richtig warmen Motor kann das Ventil durch seine hohe Temperatur in der Führung "festkleben". Das heisst nichts anderes als das das Öl in der Ventilführung. ausgekocht wird und völlig verharzt. Dieser zähe Mix aus Öl und Russ verhindert ein leichtes Laufen und blockiert ein Schließen unter Umständen völlig.Die Folge heisst Kompressionsverlust.
Durch Startversuche mit Choke und das folgende Absaufen gelangt unverbrannter Kraftstoff an die Teile und setzt sich in geringer Menge daran ab. Das kann manchmal genügen um den zähen Scheiß etwas zu verdünnen und so das Ventil zu befreien.Nach den ersten anspringen verbrennt das Zeug wieder und alles läuft wie gehabt. Dieses Phänomen tritt auf,wenn das ventil nicht geschlossen ist wenn der motor abgestellt wird.Im Normalfall bleibt der Motor ja vor der Kompression stehen, aber eben nicht immer...
Die vom Ventil aufgenommene Wärme geht im Normalfall über den Ventilsitz an den Kopf ab. Bei heißem und geöffneten Ventil aber bildet die geringe Ölmenge eine Wärmebrücke und wird regelrecht zerkocht. Damit ist es mit der "Schmierung" vorbei, und das Ventil kann festkleben.
Die Zähigkeit ist auch das Problem an sich, weil das Ventil sich nur unvollständig und verlangsamt schließt. Wenn gar nichts hilft, bei abgebautem Krümmer ein gutes Kriechöl an das Ventil sprühen und den Motor mehrmal durchdrehen.Das sollte eigentlich helfen und eine aufwendige Demontage überflüssig machen.

Glücklicherweise kleben die Ventile nur wenn sie nur noch ca 1-0,5mm offen stehen. Dann nämlich wenn der am stärksten mit Ruß behaftete (weil am längsten dem Abgasstrom ausgesetzte) Teil des Ventilschaftes in die Führung muß,also kurz vor Schluss des Schließens.(die abnehmende Federspannung tut ihr übriges.)

Andere Motorenhersteller senken die Ventilführungen auf der Auslasseite innen um ca 2-4mm einen millimeter größer an, um dem Ventil einen bereich zu verschaffen wo solche öl und Russ-pampe (das sind ganz geringe Mengen!) nicht schaden können, um genau dies Problem zu verhindern.Der ablagernde russ und die eigentlich geringen Mengen Öl verbrennen, wenn der Motor mal etwas gefordert wird und sind dann aus der Welt,bis zum nächsten Mal.
Ich hielt das noch für wichtig, weil das bei einer Überholung fast umsonst zu machen ist.
Diese Theorie hat auch für sich, dass das erfahrungsgemäß hilfreiche "Kolben gegen Kompression stellen" ebendiesen Effekt verhindern würde, also dagegen hilft.

Ich mach das (wenn ich dran denke) auch deswegen dass keine Feuchtigkeit in den Brennraum lüftet und dort irgendwelche Beläge auf der Zündkerze leitend macht ...

Gryße!
Andreas, der motorang
Die häufigsten Ursachen für Vergaserprobleme finden sich im Zündungsbereich * Bucheli-Projekt


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