Kleine Impressionen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Was hier aussieht, wie ein Industrie-Porträt aus den Sechzigern, habe ich heute real entdeckt. Hinter der dicken Eisentür einer Halle mitten in der hessischen Provinz stehe ich ebenso unerwartet wie direkt im Produktionszentrum eines kleinen galvanischen Familienbetriebs auf etwa 100 Quadratmetern und fünf Mitarbeitern. Die Tür schließt sich, und die ersten Atemzüge in der säurebelasteten Umgebungsluft schneiden scharf in meine Lunge. Die alte Deckenbeleuchtung kommt gegen die Feuchtigkeit im Raum kaum an, während keiner der mit dicken Schürzen und Handschuhen bekleideten Arbeiter so richtig Notiz von mir nimmt. Fasziniert von diesem Bild stelle ich schnell mein Eimerchen mit den Schrauben und dem Tüddel, den ich bearbeitet haben möchte, irgendwo hin, wo noch Platz ist zwischen abgearbeiteten Industrieboxen und irgendwelchem rohem Stangenmaterial, und mache dieses Handyfoto.
Als ich später die Halle verlasse, liegt ein Notizzettel mit meinem Namen in dem Eimerchen, fast unleserlich und gelbfleckig, weil handgeschrieben mit den kleckernden Handschuhen aus dem Säurebad von eben. Ob das dieses Jahr noch fertig wird, wisse man auch nicht, sagt der vermutlich über 65jährige Inhaber. Ich fahre die 30 Kilometer wieder nach Hause, mit diesem seltsamen Gefühl zwischen ernster Sorge und echter Euphorie.
Abenteuer Leben ...
Gruß, Markus
